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Berlin: Die Technische Universität spart – aber nicht um jeden Preis

TU-Präsident bietet die Streichung von sieben Studiengängen und 47 Professuren an. Doch die Vorgabe des Senats von 29 Millionen Euro will er nicht erfüllen

Die Technische Universität (TU) weigert sich, die Sparvorgabe von Wissenschaftssenator Thomas Flierl in Höhe von 29,3 Millionen Euro zu akzeptieren. Stattdessen will TU-Präsident Kurt Kutzler der Universität nur eine Einsparung in Höhe von 22 Millionen Euro zumuten. Während die Freie Universität (FU) und die Humboldt-Universität (HU) 70 bis 80 Professuren aufgeben, um die Planzahlen des Senators zu erfüllen, schlägt Kutzler dem Akademischen Senat nur die Streichung von 47 Professuren vor.

Die TU möchte auch keine tiefen Einschnitte in den Ingenieur- und Naturwissenschaften hinnehmen. Sie will vor allem nicht auf so genannte Serviceleistungen von der HU und der FU in den Naturwissenschaften setzen, weil diese an der TU speziell auf die Bedürfnisse einer technischen Universität zugeschnitten seien. Auch spezielle Angebote wie die Ausbildung der Wirtschaftsingenieure will die TU nicht opfern. Sie bietet stattdessen an, sieben andere Studiengänge zu streichen, darunter als größte Angebote die Diplomstudiengänge in der Volks- und der Betriebswirtschaftslehre. Derzeit studieren in diesen beiden Fächern mehr als 1500 Studenten. Außerdem bietet die Universität den Studiengang Psychologie zur Streichung an mit derzeit rund 900 Studenten. Hier gibt es Konkurrenzangebote an der FU und der HU.

Die stärksten Streichungen von Professuren möchte die TU in der Fakultät Architektur, Umwelt und Gesellschaft vornehmen. Der Verlust von neun Professuren betrifft vor allem die Architektur. Auf acht Professuren muss die Fakultät Wirtschaft und Gesellschaft verzichten. Ebenfalls acht Professuren müssen die Geisteswissenschaftler aufgeben. Aber völlig verzichten will die TU nicht auf die Geisteswissenschaften – sie seien in ihrem Bezug zu den Ingenieur-Natur- und Planungswissenschaften unentbehrlich.

Noch will die TU keine Entscheidung über die Lehrerbildung treffen. Stark ist sie in der gewerblich-technischen Berufsschullehrerausbildung, die andere Universitäten in Berlin nicht bieten. Die TU will darüber erst entscheiden, wenn es zu einer landesweiten Abstimmung mit der Senatsschulverwaltung und den anderen Universitäten kommt.

Die Streichungen in den Fakultäten für Mathematik und Naturwissenschaften fallen mit fünf Professuren gering aus. Ebenso in der Fakultät für Prozesswissenschaften und Umwelt mit vier Professuren. Die Fakultät für Informatik und Elektrotechnik soll nur zwei Professuren verlieren. Die Fakultät für Verkehrs- und Maschinensysteme soll auf vier Professuren verzichten.

Kutzler begründet seinen hinter den Senatsvorgaben zurückbleibenden Vorschlag damit, dass der Senat nur bürokratische Sparvorgaben gemacht habe. Stattdessen habe die TU erwartet, dass das Land Berlin zunächst politisch festlegt, mit welchen Wissenschaftsdisziplinen und in welcher Stärke es sich national sowie international zu profilieren beabsichtigt. Die Landesregierung müsse die positiven Impulse berücksichtigen, die von einzelnen Disziplinen auf die Wirtschaftsregion Berlin-Brandenburg ausgingen. Gerade in diesem Bereich weise die Technische Universität „bemerkenswerte Erfolge auf“: So habe die TU Tausende von Arbeitsplätzen in Forschungsprojekten und ausgegründeten Unternehmen geschaffen und trage damit entscheidend zur „Wettbewerbsfähigkeit des regionalen Standortes bei“.

Uwe Schlicht

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