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Berlin: Die Toskana-Aktion

Vor sieben Jahren zog Sabine Thiesler nach Italien Dort schrieb sie einen Berlin-Krimi – und Bestseller

Das Schöne am Autorenberuf: Schreiben geht überall. Zur Not auch in Grönland, sagt Sabine Thiesler, alles kein Problem. Die Ex-Berlinerin hat sich für die Toskana entschieden, ihr Landgut liegt eine halbe Stunde Autofahrt von der nächsten Siedlung entfernt. „Wenn ich doch die Wahl habe: Warum sollte ich mein Leben in einer krachigen Großstadt verbringen?“

Vor sieben Jahren wanderte Thiesler mit ihrem Mann aus Berlin aus, jetzt ist sie zurück. Aber nur, um heute Abend in einer Spandauer Buchhandlung aus ihrem Roman vorzulesen. Ihrem Bestseller. „Der Kindersammler“ hat sich schon 135 000 Mal verkauft, gerade geht die fünfte Auflage in Druck. Dabei ist Thieslers Buch erst seit sechs Wochen auf dem Markt. Die 49-Jährige sagt, ihr Verlag habe viel Werbung gemacht. Aber wahrscheinlich liegt der Erfolg auch am Thema. Das Buch hält nämlich, was der Titel verspricht: Ein gestörter Berliner kidnappt kleine, hellhaarige Jungen und ermordet sie. Seine Opfer heißen erst Daniel, Benjamin, Felix, später dann Marco und Filippo – weil der Psychopath zunächst in Neukölln wütet und anschließend in der Toskana weitermacht. Die Orte habe sie nur gewählt, um sich Recherchezeit zu ersparen, sagt Thiesler. „Das war es dann aber auch mit den autobiografischen Parallelen.“ Und das Thema habe sie sich nicht ausgesucht, weil die Medien dauernd über entführte und misshandelte Kinder berichten. Sondern weil sie sich keinen größeren Schrecken vorstellen kann. „Ich schreibe nur, wenn mich etwas bewegt. Ein Buch über Bankräuber oder gestohlene Geldkoffer wird es von mir nie geben.“

„Der Kindersammler“ ist ihr Debütroman. Früher in Berlin hat sie Theaterstücke und Fernsehdrehbücher geschrieben. Bis zu ihrem Wegzug leitete sie mit Ehemann Klaus Rumpf das Hansa-Theater. Als der Senat 1999 Subventionen streichen wollte, war das Paar so verärgert, „dass Zeit für etwas Neues war.“ Ihr Mann genießt jetzt das Landleben, verbringt viel Zeit mit der Eselzucht. Sie haben Amiata-Esel, von denen gibt es nur noch 200 weltweit. Und Thiesler fand endlich Zeit, „selbstbestimmt zu arbeiten“. Damals beim Fernsehen habe ihr immer jemand reingequatscht: „der Regisseur, die Schauspieler, selbst die Frau, die den Kaffee bringt“.

„Der Kindersammler“ ist im Heyne-Verlag erschienen und kostet neun Euro. Die Lesung beginnt heute um 20 Uhr in der Thalia-Buchhandlung in den Spandau-Arcaden, Klosterstraße 3.

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