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Berlin: Die U-Bahn wird zur Pannen-Bahn

Erneut ein Schienenbruch / Mitarbeiter sehen Zusammenhang mit Sparauflagen VON KLAUS KURPJUWEIT Berlin.Bei der U-Bahn häufen sich die Pannen.

Erneut ein Schienenbruch / Mitarbeiter sehen Zusammenhang mit Sparauflagen VON KLAUS KURPJUWEIT

Berlin.Bei der U-Bahn häufen sich die Pannen.Gestern vormittag gab es am Bahnhof Nollendorfplatz erneut einen Schienenbruch; auf den Linien U 1 und U 15 ging eine halbe Stunde so gut wie nichts mehr.Und am Wochenende waren auf den Linien U 6 und U 8 insgesamt 66 Fahrten ausgefallen, weil es zu wenig Fahrer gab.Nach Ansicht von Mitarbeitern ist die Zunahme der Ausfälle im Betrieb und beim Personal auf die Reduzierung der Zuschüsse durch den Senat zurückzuführen.BVG-Sprecher Klaus Wazlak sieht hier jedoch keinen Zusammenhang.Er räumte allerdings ein, daß es inzwischen ein anderes Instandhaltungsprogramm gibt, "um wettbewerbsfähig zu werden." Nach den rigiden Sparauflagen des Senats, der innerhalb weniger Jahre den Zuschuß an den Verkehrsbetrieb um etwa eine halbe Milliarde Mark gekürzt hat, gibt es nach Angaben von Mitarbeitern in vielen Bereichen Personalmangel.Das Unternehmen hat als Folge die Zahl der Mitarbeiter drastisch gekürzt - von fast 30.000 auf etwa 20.000.Mittelfristig sollen es nur noch gut 15.000 sein. "Natürlich wirkt sich das auf die Qualität aus", sagte ein Mitarbeiter.Es gebe zum Beispiel weniger Streckenläufer als in früheren Jahren.Immer auftretende Risse oder Brüche in den Schienen werden so später oder erst im Betrieb entdeckt.Darunter leide zwar die Zuverlässigkeit, aber nicht die Sicherheit. Als die BVG noch Geld hatte und sich nicht für den kommenden europaweiten Wettbewerb rüsten mußte, machte man häufig mehr als gesetzlich unbedingt vorgeschrieben war, räumt auch Werkstattchef Dieter Puls ein.Heute werden Teile nicht mehr vorsorglich ausgebaut, sondern erst, wenn die Verschleißgrenze erreicht ist. Reserven gibt es beim Personal kaum noch, bei den Fahrzeugen nur noch in erheblich geringerem Umfang als früher.Für die Fahrerselbstabfertigung der U-Bahnen auf den Linien U 1 und U 15 gab es gerade so viel Geld, daß es zum Umbau exakt so vieler Züge reichte, wie sie für den Betrieb benötigt werden.Als mehrere Fahrzeuge ausgefallen waren, wurde die Zuglänge verkürzt; sogar im Berufsverkehr."Aber wir bleiben sicher", betont Werkstattchef Dieter Puls.Nachdem vor Wochen ein Zug auf der Linie U 2 in Stadtmitte gebrannt hatte, habe er angeordnet, alle Typen dieser Baureihe außerplanmäßig jedes Jahr nach potentiellen Kabelbrandstellen zu untersuchen. Bei den Fahrern gibt es dienstplanmäßig so gut wie keine Reserven mehr.Fehlen mehrere Mitarbeiter auf einen Schlag, fallen auch Fahrten aus, wie am Sonnabend auf den Linien U 6 und U 8.Hier will die BVG in Zukunft aber "schneller reagieren", wie Wazlak sagt. Daß die BVG weniger Geld ausgeben kann als früher, sehen die Fahrgäste auch auf den Bahnhöfen.Sie werden seltener gestrichen, abgefallene oder abgeschlagene Fliesen werden kaum noch erneuert.Auch Schmierereien werden nicht sofort entfernt, obwohl die BVG dafür und für andere Vandalismusschäden im Jahr schon jetzt mehr als 20 Millionen Mark ausgibt.

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