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Berlin: Die Unendlichkeit des Untergangs

Zum Tod des Berliner Malers Manfred Bluth

„Warum berühren uns diese weiten Landschaften, diese historischen Inventare, diese Schiffsuntergänge so? Sie berühren wohl die Unendlichkeit, räumlich wie zeitlich.“ Mit diesen Worten rühmte der Maler Johannes Grützke im Tagesspiegel die Kunst seines Kollegen Manfred Bluth, ein Loblied zu dessen 75. Geburtstag 2001. Jetzt musste Grützke dem Weggefährten mit einer Traueranzeige würdigen, gemeinsam mit Matthias Koeppel und Karlheinz Ziegler. Am 22. Dezember 2002 war Manfred Bluth gestorben. Mit Grützke, Koeppel und Ziegler hatte Bluth im Januar 1973 die Berliner Künstlergruppe „Schule der Neuen Prächtigkeit“ gegründet, die sich mit ihrem nachdrücklichen, doch zugleich ironisch gemeinten Realismus von aller abstrakten Kunst abzugrenzen suchte.

Das bedeutete zugleich: von der eigenen Vergangenheit. Zu Bluths Œuvre gehören surrealistische Landschaften, die Mitte der Fünfzigerjahre unter dem Einfluss Max Ernsts entstanden waren, und abstrakte Kompositionen, mit denen er Anfang der Sechziger brach. Bluth war am 30. Juli 1926 in Berlin geboren worden, hier war immer der Mittelpunkt seines Lebens geblieben. Von 1953 bis 1968 war er Ausstellungsleiter im Amerika Haus, von 1974 bis 1991 Professor für Malerei an der Gesamthochschule Kassel. Im April 1990 gehörte Bluth zu den Gründern des Künstlersonderbundes, zu dem sich mehr als 100 Künstler mit realistischgegenständlicher Ausrichtung zusammengefunden haben. Eine neue „Berliner Sezession“, wenn man so will, aber nicht jeder figürlich Malende gehörte dazu. Bluth hatte feste Ansichten, wer Aufnahme finden könnte, wie er zur ersten Werkschau der Sonderbündler 1993 im Gropiusbau erklärte: Picasso allenfalls – wenn er noch lebte. ac

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