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Berlin: Die wahren Kosten des Bauvorhabens kommen ans Licht

Großprojekt unterm Tiergarten wird wesentlich teurer und gefährdet den Airport-Express nach SchönefeldKlaus Kurpjuweit Die enorme Kostensteigerung beim Bau des Tiergarten-Tunnels für die Eisenbahn gefährdet jetzt andere Bahnprojekte in der Stadt. Bei der Bahn gibt es nach Informationen des Tagesspiegels Überlegungen, den Wiederaufbau der Dresdener Bahn durch Marienfelde und Lichtenrade zu verschieben.

Großprojekt unterm Tiergarten wird wesentlich teurer und gefährdet den Airport-Express nach SchönefeldKlaus Kurpjuweit

Die enorme Kostensteigerung beim Bau des Tiergarten-Tunnels für die Eisenbahn gefährdet jetzt andere Bahnprojekte in der Stadt. Bei der Bahn gibt es nach Informationen des Tagesspiegels Überlegungen, den Wiederaufbau der Dresdener Bahn durch Marienfelde und Lichtenrade zu verschieben. Dann könnte auch der geplante Airport-Express vom Lehrter Bahnhof zum geplanten alleinigen Berliner Flughafen in Schönefeld nicht planmäßig zur Eröffnung des Airports starten, die für 2007 vorgesehen ist.

Der neue Bahnchef Hartmut Mehdorn will dem Vernehmen nach schnelle Entscheidungen - ähnlich wie beim Transrapid. Die Kostensteigerungen beim Tunnelbau waren nach Angaben von Insidern jahrelang verschleiert worden. Das Mammutprojekt mit dem 3,5 Kilometer langen Tunnel und den neuen Bahnhöfen Lehrter Bahnhof, Potsdamer Platz und Papestraße sollte ursprünglich 3,9 Milliarden Mark kosten. Inzwischen haben die Planer zugegeben, dass die Nord-Süd-Verbindung insgesamt 1,8 Milliarden Mark teurer werden könnte. Mehrkosten in Höhe von etwa 1 Milliarde Mark stehen bereits fest. Vor allem der Lehrter Bahnhof kostet erheblich mehr als geplant.

Bund und Bahn haben für den Ausbau des Bahnknotens Berlins insgesamt 20 Milliarden Mark zugesichert. Finanzielle Risiken durch Mehrkosten müssen sie sich teilen. Da beiden das Geld fehlt, versucht man jetzt verzweifelt, die Kosten zu senken.

Beim Tunnel und beim Lehrter Bahnhof lässt sich durch die technischen Vorgaben jedoch kaum etwas sparen. So bleiben nur andere Projekte, und die Dresdener Bahn kam ins Visier. Ihr Wiederaufbau ist mit insgesamt 696 Millionen Mark veranschlagt. Dabei kommt der Bahn entgegen, dass der Senat das Genehmigungsverfahren seit mehr als einem Jahr blockiert. Die Bahn will ebenerdig durch Lichtenrade brausen, während der Senat im Interesse der Anwohner - und Wähler - den Bau eines Tunnel fordert. Deshalb ruhen die von der Bahn eingereichten Pläne bisher in den Schubladen der Verkehrsverwaltung.

Beim Verzicht auf den Wiederaufbau der Dresdener Bahn würden die Züge bei Blankenfelde auf den Außenring und von dort bei Genshagener Heide auf die Anhalter Bahn geleitet. Sie wird auf jeden Fall wieder aufgebaut. Auch bei ihr sind jedoch noch nicht alle Genehmigungsverfahren abgeschlossen. In Brandenburg fehlt ein Planfeststellungsbeschluss, in Berlin sind sogar zwei Abschnitte noch nicht baureif.

Der Airport-Express müsste bei einem Verzicht auf die Dresdener Bahn dann wie bisher weiter über die Stadtbahn fahren, was die Fahrt zum Flughafen verlängert. Durch kleinere Bauten ließe sich aber die Fahrtzeit noch etwas verkürzen, haben Bahnplaner bereits festgestellt. Zudem gibt es bei der Bahn weiter Pläne, auf den Bahnhof Papestraße zu verzichten, der ebenfalls über 600 Millionen Mark kosten soll. Hier manövriert sich die Bahn aber selbst aufs Abstellgleis. Vorstandschef Mehdorn hat immerhin vorgeschlagen zu prüfen, ob der Transrapid nicht zwischen dem Flughafen und dem künftigen Bahnhof an der Papestraße schweben könnte.

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