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Berlin: Die wütende Unschuld - Angeklagter streitet den Diebstahl von wertvollem Schmuck und Bargeld ab

"Ich kann mich zu nichts äußern, was ich nicht kenne", giftete Eckehard Lehmann am Freitag nach der Verlesung der Anklageschrift. Der als Ausbrecherkönig in Berlin zu einem gewissen Ruhm gelangte "Ecke" Lehmann ist angeklagt, gemeinsam mit zwei Männern und einer ebenfalls mitangeklagten Frau, in der Nacht zum 10.

"Ich kann mich zu nichts äußern, was ich nicht kenne", giftete Eckehard Lehmann am Freitag nach der Verlesung der Anklageschrift. Der als Ausbrecherkönig in Berlin zu einem gewissen Ruhm gelangte "Ecke" Lehmann ist angeklagt, gemeinsam mit zwei Männern und einer ebenfalls mitangeklagten Frau, in der Nacht zum 10. März 1999 in eine Kneipe in der Neuköllner Boddinstraße eingebrochen zu sein und dort den Tresor geleert zu haben. Er soll sich dabei zunutze gemacht haben, dass die Inhaberin der Kneipe für rund zwei Wochen in Urlaub war und deshalb die Tageseinnahmen nicht zur Bank bringen konnte. Laut Anklageschrift soll er sich zuvor extra einen Job als Tresenkraft in der "Boddinstube" besorgt haben. Die ebenfalls in dem Lokal beschäftigte Roswitha B. soll ihm dann den Schlüssel zum Geldschrank ausgehändigt haben.

Arbeitsteilig, so die Staatsanwaltschaft weiter, habe er dann mit den Angeklagten H. und E. den Tresor geöffnet und aus den Fächern zwei Cartierketten im Wert von 13 000 Mark, einen goldenen Armreif sowie 10 000 Mark in bar entwendet haben. Anschließend hätten die Männer Einbruchsspuren vorgetäuscht, um ihr Eindringen zu verschleiern. Doch der Coup flog auf, weil die Polizei um 2.05 Uhr einen der Männer, den 48-jährigen Gerhard E., auf dem Balkon des Lokals festnehmen konnte.

Gleich nach der Verlesung der Anklageschrift ließ der 53 Jahre alte, ehemalige Ausbrecherkönig, der nicht müde wird, seine Unschuld zu beteuern, eine Schimpfkanonade vom Stapel, in der er die Staatsanwaltschaft bezichtigte, ihm etwas anhängen zu wollen. "Sie wollen sich bloß auf meine Kosten profilieren", rief er in den Saal und tigerte wütend hinter der für inhaftierte Angeklagte reservierten Balustrade herum.

Zeitweilig vermittelte der wüst tätowierte Mann mit der fortschreitenden Glatzenbildung den Eindruck, als wolle er jeden Augenblick über die Absperrung springen. Die Richterin behielt dennoch die Ruhe und beschloss, die Verhandlung zunächst zu vertagen.

"Ich bin davon ausgegangen, dass die Anwälte zunächst eine Reihe von Anträgen zum Prozess einreichen würden", entschuldigte sich die über das Ausbleiben von Anträgen irritierte Vorsitzende.

Lehmann, dem in diesem Verfahren das Hauptinteresse gilt, hat mittlerweile 23 Jahre Gefängnis hinter sich. Neben vergleichsweise geringfügigen Delikten wie Fahren ohne Führerschein, Widerstand und Körperverletzung, verbüßte er unter anderem auch eine fünfjährige Haftstrafe wegen gemeinschaftlicher Vergewaltigung. Doch mittlerweile war es ruhig geworden um "Ecke" Lehmann, der seit nunmehr sechs Jahren gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin und fünf Kindern ein gesetzestreues Leben führte. In dieser Sache sitze er zum ersten Mal unschuldig hinter Gittern, behauptet Lehmann, der abstreitet, die Mitangeklagten überhaupt zu kennen.

Wie sein Verteidiger Friedhelm Enners am Rande des Verfahrens erklärte, gebe es auch keinen Hinweis darauf, dass sein Mandant die Männer kenne. Möglicherweise hätten sie in den siebziger Jahren zur gleichen Zeit im Gefängnis gesessen. Lehmann sei zur Zeit des Einbruchs in der Nähe des Lokals gewesen, bestreite aber der Täter zu sein, sagte Enners.

Der Prozess wird am 30. Mai fortgesetzt. Bis Mitte September sind zunächst elf Verhandlungstage anberaumt.

Peter Murakami

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