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Berlin: Die Zentrale der Macht

Die Bundesregierung lädt zum Tag der Offenen Tür. Wir testen vorab. Heute: das Bundeskanzleramt

Von Amory Burchard

„Einladung zum Staatsbesuch“ – unter diesem Motto bittet die Bundesregierung am 17. und 18. August zum Tag der Offenen Tür. Viele Veranstaltungen beziehen sich auf den Weltgipfel in Johannesburg. Der Tagesspiegel ist Medienpartner. Heute, zum Abschluss unserer Serie: Das Bundeskanzleramt.

Faktor Atmosphäre: Das Kanzleramt wirkt von außen wie die Zentrale einer geheimnisvollen Macht – und von innen auch. Wer das Foyer vom Ehrenhof betritt, sieht Sichtbetonwände, die für die Architektur des Büros Schultes und Frank typischen Weißbetonsäulen und ein monochrom rostrotes, gebogenes Wandgemälde vom Markus Lüpertz entlang der rechten Freitreppe. Empfangstresen und Fahrstühle in der Eingangslobby erinnern an ein frisch gelandetes Ufo. Wie bei allen funktionalen Einrichtungen des Gebäudes sind ihre Oberflächen in metallischem „Porscheblau“ pulverbeschichtet. Als sinnliches Gegengewicht steht die üppige Lüpertz-Skulptur „Die Philosophin“ im Foyer. Im hinteren Bereich hat kürzlich die Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf ein paar Hingucker aufstellen lassen: Vitrinen mit Beispielen der Staatsgeschenke – darunter ein von Russlands Präsident Putin mitgebrachtes silbernes Samowar.

Faktor Gerhard Schröder: Nach der persönlichen Note gefragt, die der Kanzler gesetzt habe, antwortet der Mann vom Bundespresseamt: Schröder lehnt den für Pressekonferenzen gedachten Ort, den Informationssaal, ab. Er ließ den Medien-Treffpunkt in die offene Halle im ersten Stock mit Blick auf den Kanzlergarten verlegen. Ein gelungener Kunstgriff: Diesen Platz mit einem freistehenden Mikro kann der Kanzler dynamischen Schrittes ansteuern und gleichzeitig Transparenz demonstrieren.

Faktor Nachhaltigkeit: Bei einem der großen Themen des Weltgipfels in Johannesburg, der Schonung der natürlichen Ressourcen, liegt das Kanzleramt ganz vorne. Auf den Dächern der Seitenflügel gibt es 1400 Quadratmeter Photovoltaik-Paneele, die Sonnenlicht in Strom umwandeln. Im Keller steht ein mit Biodiesel aus Rapsöl betriebenes Blockheizkraftwerk.

Faktor Sicherheit: Der gravierendste sicherheitsbedingte Eingriff in die Architektur des Kanzleramts ist der Schutzzaun vor dem Ehrenhof. Die Architekten wollten den Hof offen halten – im Sinne des geplanten Bürgerforums in Richtung Paul-Löbe-Haus. Sie ließen Grasinseln aus dem Hof herauswachsen. Diese werden nun vom Metallzaun zerschnitten. Von vorne sollten auch die Staatsgäste den Ehrenhof betreten. Jetzt werden sie durch ein seitliches Tor hineingeschleust.

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