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Berlin: Die Zielstrebige

Zufälle gibt es nicht, sagt Julia Bohm. Sie wollte raus aus dem Bürojob, hin zum Sport – und es klappte

Wenn man einen Traum hat, da ist sie sich sicher, wird er wahr. „Dann geschehen Zufälle, die eigentlich keine sind“, glaubt Julia Bohm. „Man ist einfach aufmerksamer für alles, was einen weiter bringt“. Ihr ist das passiert.

Als Kind wollte Julia Bohm Tänzerin werden. Stundenlang hat sie geübt – ganz alleine. Ein Kurs war damals nicht drin. Der Traum blieb ein Traum: Nach der Schule lernte sie EDV-Kauffrau und landete bei einem Energiekonzern – meilenweit vom Tanzen entfernt.

Die Kehrtwende kam mit einem Ballettkursus für Erwachsene. Der wurde ihr Sprungbrett. Sie bekam Kontakt zu einer Tanz-Kompagnie – und konnte dort ihre Grundausbildung machen. Eine Doppelbelastung: Früh morgens hetzte Julia Bohm zur Arbeit, um nachmittags so früh wie möglich Jazz und Step tanzen zu können. Dann, 1986, kam das Angebot aus Stuttgart: Für das Musical Cabaret wurden Tänzer gesucht. Julia Bohm überließ nichts mehr dem Zufall, kündigte bei ihrer Firma und zog für ein halbes Jahr nach Baden-Württemberg: rauf auf die Bühne, rein in ein neues Leben, Bürojob adieu!

Nach ihrer Rückkehr nach Berlin machte sie weiter, gab Tanzkurse, gründete ihre eigene Truppe „Julia and Company“. „Ich hab’ das einfach gemacht“ sagt sie, „gar nicht lange nachgedacht.“ Dann passierte der nächste Zufall: Als sie in einem Ballettladen Sportkleidung kaufte, erfuhr sie, dass das Studio „Steglitzer Dance and Aerobic Center“ eine Tanzlehrerin suchte. Dort gibt sie bis heute Kurse: Aerobic, Tanz, Gymnastik. Julia Bohm lernte Shiatsu, nahm Gesangsunterricht. Als sie hörte, dass in den USA alles auf Personal Trainer schwor, gefiel ihr der Gedanke. Ihr nächstes Projekt war zumindest gedanklich geboren. Kurz darauf rief eine Freundin an: Eine Bekannte suche eine private Gymnastiklehrerin. Julia Bohms erste Kundin.

Inzwischen ist sie lange Personal Trainerin, macht alle zwei Jahre Fortbildungen, hat jede Menge Diplome in der Tasche. Auch mit einer Ärztin arbeitet sie zusammen, falls bei einem Kunden Gesundheitschecks nötig sind. „Für mich ist das der tollste Job der Welt“, sagt sie. „Ich kann Menschen etwas geben und bekomme so viel zurück.“ Julia Bohm strahlt. Sie wirkt glücklich, und sie wirkt jung. Man sieht ihr nicht an, dass sie jenseits der Vierzig ist. Falten? Ein paar Lachfalten vielleicht.

Anne-Dore Krohn

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