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Berlin: Die Zuversichtlichen

Gestern eröffnete die Jugendmesse „You“ Deren Besucher sehen ihre Zukunft positiv

Thorge Lorenzen ist zufrieden. Der Mann in dem blauen Shirt steht an einem kleinen Stand in Halle 19 auf dem Messegelände am Funkturm, wo noch bis Sonntag Europas größte Jugendmesse „You“ stattfindet, zu der 170 000 Gäste erwartet werden. Laute Hip-Hop-Musik dröhnt durch die Halle, wenige Meter von Lorenzen entfernt spielen Jugendliche Tischtennis oder lassen sich von professionellen Visagistinnen stylen. Und auch wenn das Unterhaltungsangebot auf der Messe vielfältig und verlockend ist, auch wenn hier Firmen wie Nokia oder Jamba für ihre neuesten Produkte werben und auf Teenagerfang sind, so informieren sich doch etliche Messebesucher bei Lorenzen über Auslandsaufenthalte und Sprachreisen.

„Es sind ziemlich viele, die uns hier ansprechen. Die Nachfrage ist groß“, sagt Thorge Lorenzen, Projektleiter der Firma „Education First“, die Highschool–Jahre oder Au-Pair-Reisen organisiert. Vielen Teenagern sei bewusst, dass Fremdsprachenkenntnisse ihre beruflichen Perspektiven stark verbessern. Deshalb sei die Zahl derer, die in den letzten fünf Jahren ins Ausland gefahren sind, stark gestiegen. „Akademische Destinationen sind vor allem bei Mädchen beliebt“, sagt Lorenzen. Zum Beispiel Oxford. Jungs hingegen fragen eher nach Sport-Zielen wie Malta. Grundsätzlich sei den Jugendlichen bewusst, dass sie selbst Vorsorge treffen müssen, um später gute Voraussetzungen in den Berufsstart zu haben.

Deshalb ist auch Sarah Olbricht mit ihren Freundinnen hier. Die drei Mädchen, haben gerade Schulferien und sind aus der Nähe von Halle angereist. Eine Lehrerin hat die Gruppenfahrt zur Messe organisiert, nun laufen die Gymnasiastinnen durch die Messehallen und suchen den Stand zur Berufsberatung. „Ich glaube, dass uns das ein bisschen helfen wird“, sagt Sarah Olbricht. Was die 15-Jährige werden will, weiß sie schon: Journalistin. Nur wie sie das werden kann, das weiß sie noch nicht. Ob sie sich Sorgen um ihre Zukunft macht, wo doch in den Medien immer wieder die Rede davon ist, dass diese für die Jugendlichen ungewiss sei? „Manchmal schon“, sagt die Zehntklässlerin. Aber eigentlich sei sie zuversichtlich, dass das mit dem Job klappen wird. Und wenn nicht? „Dann würde ich es im Ausland versuchen, vielleicht in den USA.“

Markus Szubiak will lieber nicht ins Ausland gehen. Damit er nicht so weit entfernt von seiner Familie leben muss, denn die ist ihm sehr wichtig. Der Berliner, der zurzeit ein Gymnasium in Adlershof besucht, möchte später „irgendwas im Kfz-Bereich machen“. Von den vielen Spekulationen um künftige Ausbildungs- und Jobchancen lässt er sich nicht irritieren. „Ich bin optimistisch, dass ich einen Ausbildungsplatz und später auch einen Job kriegen werde“, sagt der 16-Jährige.

Mit dieser Einstellung ist Markus Szubiak nicht allein. Viele der Jugendlichen, die an diesem Freitag die „You“ besuchen, wollen sich von Schlagzeilen um Stellenabbau, Ausbildungsplatzmangel und eine angespannte Wirtschaftslage nicht verrückt machen lassen. Das bestätigte auch unlängst die Shell-Studie „Jugend 2006 – eine pragmatische Generation unter Druck“. Demnach sind zwar zwei Drittel der Befragten im Alter zwischen zwölf und 25 Jahren von Sorgen um Arbeitslosigkeit geplagt, wirklich düster sehen jedoch nur acht Prozent ihre Zukunft. Die Hälfte ist sogar eher zuversichtlich.

So zuversichtlich wie Sarah Olbricht und ihre Freundinnen. Nachdem sie sich bei Thorge Lorenzen über Sprachreisen nach Großbritannien erkundigt haben, suchen sie nun die Viva-Bühne in Halle 23. Dort sollen gleich die Boygroups „Part 6“ und „US5“ auftreten. Und Viva-Moderatorin Gülcan Karahanci. Auch so eine Vertreterin der so genannten Jugend von heute, die sich nicht verunsichern lassen will. Und vielleicht gerade deshalb Karriere macht.

Bis Sonntag auf dem Messegelände am Funkturm, 10 bis 18 Uhr. Tageskarte 10 Euro, bei Gruppen ab zehn Personen 7 Euro. Programminfos im Internet: www.you.de

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