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Berlin: Dienst am anderen

Freiwillige Friedensarbeit: Die amerikanische Botschaft feiert das 50. Bestehen des Peace Corps

US-Botschafter Philip Murphy ist eigentlich ein optimistischer Typ, aber es gibt auch etwas in seinem Leben, was er tief bereut. Das gestand er rund 100 Berliner Schülern in der US-Botschaft. „Als kleiner Junge war ich begeistert vom Peace Corps und wollte immer mitmachen. Leider habe ich es nie getan, das war ein echtes Versäumnis.“ Die Idee für ein Peace Corps, das Freiwillige in Entwicklungsländer schickt zu ehrenamtlichen Einsätzen, hatte einst John F. Kennedy. Offiziell begann das Peace Corps seine Arbeit im März 1961. Beim 50. Jubiläum erzählten zwei Mitarbeiter der Botschaft von ihren Einsätzen in Kamerun und Marokko. Beide haben Englisch unterrichtet, Stan Otto musste zunächst Arabisch und Französisch lernen. „Eine Herausforderung“, erinnerte er sich, aber sie war zu bewältigen. Die Erfahrung hat sich lebensverändernd ausgewirkt. Sie blieben nicht Lehrer, sondern wurden Diplomaten.

Zu Gast beim Jubiläum war auch Farah Pandith vom US-Außenministerium, die vom Botschafter als „Rockstar-Diplomatin“ vorgestellt wurde und die Kinder fragte, wann sie zuletzt etwas getan hätten für einen Menschen, der anders ist als sie selber, anders aussieht, anders spricht, anders betet. Die Muslima lud die Schüler ein, an der Aktion „2011 Stunden gegen den Hass“ teilzunehmen. Auf Facebook kann man Näheres erfahren (www.facebook.com/2011hoursagainsthate). „Tut eine Stunde täglich etwas oder wöchentlich oder auch monatlich“, rief sie.

Ein bisschen was wird schon getan. Siebtklässler der Schöneberger Gustav- Langenscheidt-Schule erzählten von ihrem Beitrag zur Aktion „Lernen durch Engagement“. Das Konzept kommt aus den USA und soll Schüler motivieren und selbstbewusster machen. Im Dienst an anderen können sie Gelerntes gleich einsetzen. Die Idee des Peace Corps handele nicht nur davon, in fremde Länder zu gehen, sondern auch davon, die Straße runterzugehen und in der Suppenküche und im Seniorenheim zu helfen, sagte Carol Bellamy, die sowohl als Freiwillige wie später auch als Direktorin des Peace Corps gewirkt hatte und als Ehrengast dabei war.

Genau das tun die Schüler. Daniel sortiert beispielsweise Bücher ein in einer Bibliothek, „in der alle freiwillig arbeiten“. Volkan spielt mit behinderten Erwachsenen. „Früher hatte ich Angst vor Behinderten, weil ich nicht wusste, was die machen“, erzählt er freimütig. „Jetzt achte ich sie.“ Mohammed hilft im Kindergarten den Kleinen beim Anziehen, bringt sie zur Toilette oder spielt mit ihnen.

Aimen Jerby und Mücahid Güler sind schon älter. Aimen ist 17, stammt aus Tunesien und hat im Rahmen eines Botschaftsprogramms in den USA ehrenamtlich gearbeitet. Dort hat er zusammen mit anderen Schülern einer alten Dame beim Unkrautjäten geholfen und einem behinderten Mann das Haus gestrichen. Man bekommt zwar kein Geld, aber dafür Selbstbewusstsein, Freundschaft und Dankbarkeit. Und das finden die beiden „richtig cool“.

Auch der Botschafter ist überzeugt, dass dies ein Feld ist, auf dem Deutschland und Amerika an einem Strang ziehen können: „Unsere Interessen liegen da auf einer Linie.“ John F. Kennedy hatte die Idee, die Welt friedlicher zu machen, indem man etwas für Menschen tut, die anders sind als man selbst. Und Philip Murphy ist zwar nicht zum Peace Corps gegangen, aber er verbreitet die Idee, die dahinter steckt nicht nur in seiner Botschaft. Regelmäßig ist er in Schulen unterwegs und wirbt wie ein Cheerleader für Toleranz und gute Taten. Elisabeth Binder

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