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Berlin: Diepgen feuert Holding-Geschäftsführer - Kilian Krieger hält das Großprojekt Schönefeld für gescheitert

Erneut ist es im Zusammenhang mit dem geplanten Großflughafen zu einem Eklat gekommen. Gestern entließ der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) den kaufmännischen Geschäftsführer der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF), Kilian Krieger.

Erneut ist es im Zusammenhang mit dem geplanten Großflughafen zu einem Eklat gekommen. Gestern entließ der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) den kaufmännischen Geschäftsführer der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF), Kilian Krieger. Krieger hatte zuvor geäußert, seiner Ansicht nach stehe das Projekt vor dem Aus. Diepgen und Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) bekräftigten dagegen gestern, Schönefeld werde gebaut. Auch SPD-Fraktionschef Klaus Böger forderte, am Großprojekt festzuhalten.

Der Chef der Senatskanzlei, Volker Kähne sagte, Krieger, Diepgen und er selbst seien zu einer Sitzung zusammen gekommen, auf der Krieger seine Kritik wiederholt habe. Daraufhin habe Diepgen in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der BBF Krieger mit sofortiger Wirkung abgelöst. "Natürlich darf er diese Meinung haben", sagte Kähne. "Aber dann ist er der falsche Mann für diesen Posten."

In einer internen Sitzung der BBF hatte Krieger gesagt, er glaube, die Politik sei nicht mehr in der Lage, das Projekt zu realisieren. Die Verzögerung des Privatisierungsverfahrens durch viele Pannen habe dem Großflughafen "den Todesstoß" versetzt. Nach Angaben der "Wirtschaftswoche" habe Krieger vor Mitarbeitern gesagt: "Es ist eine Katastrophe für Berlin und Brandenburg, aber die Politik wird es nicht hinkriegen." Der BBF-Manager geht demnach davon aus, dass eine Eröffnung des Großflughafens bis 2007 nicht mehr machbar sei. Bei einer Verzögerung verliere Berlin aber seine Funktion als Drehkreuz. Damit sei das Projekt nicht mehr rentabel. "Die Airlines brauchen Planungssicherheit", sagte der ehemalige VEBA-Manager dem Tagesspiegel. Durch andere Flughäfen gebe es hohen Konkurrenzdruck.

Krieger hatte intern dafür plädiert, Berlin und Brandenburg sollten sich von dem Großprojekt verabschieden und stattdessen die defizitären Flughäfen Schönefeld und Tempelhof schließen. Tegel könne dann eine Zubringerfunktion zu anderen großen Drehkreuzen übernehmen. Gleichzeitig kritisierte Krieger das Hochtief-Konsortium, das sich um den Bau bewirbt. Hochtief habe versucht, Entscheidungsträger zu kompromittieren. Krieger, dessen Vertrag noch bis März 2000 läuft, hatte eine Option auf eine einjährige Verlängerung nicht wahrgenommen, weil ihm die Perspektive unklar ist. Nach Informationen aus der Flughafen-Holding sind mittlerweile viele BBF-Mitarbeiter durch die Entwicklung frustriert.

"Das Flughafenprojekt ist natürlich nicht gescheitert", sagte ein sichtlich genervter Stolpe gestern dem Tagesspiegel. In Potsdam fügte Stolpe hinzu: "Der Großflughafen wird kommen, da sind wir uns mit den Mitgesellschaftern einig." Auch Diepgen bekräftigte, es bleibe bei dem geplanten Airport "Berlin Brandenburg International". Auch sei 2007 als Eröffnungsjahr nach wie vor erreichbar. Eile bestehe lediglich bei den Planungsunterlagen, die bis Ende des Jahres eingereicht werden müssen. Die für die Planungen zuständige BBF-Tochter PPS teilte gestern mit, es bleibe bei dem Zeitplan.

Holger Stark

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