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Berlin: Diepgen in Nah-Ost

Der Neuköllner CDU-Direktkandidat besucht arabische Migranten im Rollbergviertel

Erst fragte er, wie teuer die Miete sei und schaute sich im arabischen Importladen an der Sonnenallee die bunte Ware an. Aber dann traute sich Eberhard Diepgen doch, und er raunte dem Besitzer vergnügt zu: „Ich will vor allem, dass Sie mich wählen!“ Der verzog keine Miene: „Alles klar.“ Ein Rundgang im Norden Neuköllns, dem Nahen Osten der Stadt. Hier ging der CDUWahlkreiskandidat und frühere Regierende Bürgermeister gestern auf Stimmenfang. Bei den „Berlinerinnen und Berlinern arabischen Ursprungs“, wie er später im Gemeinschaftshaus des Arabischen Kulturinstituts sagte.

Zielsicher steuerte Diepgen auf die Läden mit arabischen Schriftzeichen zu. Hier eine Falafel essen, dort einen Tee trinken, beim Bäcker gab es Pistazienkringel. In Neukölln leben fast 20000 Menschen arabischer Herkunft. Wer eingebürgert ist, darf wählen, und so hat der CDU-Mann vor seinem Marsch durch die Geschäftswelt noch den arabischen Verlag „Dalil“ besucht. Ein Monatsmagazin, Auflage 7000. Diepgen war „interessiert zu hören, worauf ich achten muss in meiner politischen Arbeit“.

Man redete über Sprachkurse und die Probleme an den Schulen, wobei es dem CDU-Mann zum Beispiel auf die „hinreichende Vermischung“ der Nationalitäten ankam. Er lernte, dass die arabischen Migranten sehr motiviert seien, Deutsch zu lernen – mehr als die Türken. Aber es fehle vor allem den Frauen am alltäglichen Kontakt zu Deutschen. Mit leichter Verspätung stieß die ehemalige Ausländerbeauftragte Barbara John dazu und folgte mit großer Geduld den Ausführungen des Parteifreunds Diepgen.

Auf einmal sagte der noch junge Dalil- Verleger, als mit aller Vorsicht über den arabischen Terrorismus diskutiert wurde: „Wir haben Angst vor Günter Beckstein.“ Diepgen erschrak ein wenig und bot dem Gesprächspartner an: „Sie können sich die Konzepte der CDU im Einzelnen ansehen.“ Und er versprach, dass auch Beckstein „die Moscheen sicher nicht alle im Einzelnen beobachten wird“. Er selbst sei evangelischer Christ, zudem ein Liberaler und bewundere „Leute, die voll glauben“.

Der Abschied war freundlich, und Diepgen übersah geflissentlich die kleine Werbebroschüre seines SPD-Wahlkreiskonkurrenten Ditmar Staffelt, die auf dem Schreibtisch lag. Auch im großen Saal des Arabischen Instituts (AKI) hatte Staffelt seinen Vortrag schon gehalten. Dort wurde gestern zuerst Frau John, die bei der Gründung des AKI vor fünf Jahren kräftig mitgeholfen hatte, herzlich begrüßt. Anschließend wurde Diepgens Lebenslauf verlesen und er bot an, „mit Ihnen spezifische Fragen zu erörtern“. Aber zuerst die Steuerpolitik der Union. Später gab es was zu essen. za

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