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Sexismus in der Jura-Ausbildung soll nun verstärkt bekämpft werden.

© Jens Kalaene/dpa

Diskriminierung: Juristenausbildung: Sexismus wird der Kampf angesagt

In vielen Klausuren herrschen sexistische Geschlechterstereotypen. In Berlin wurde nun besprochen, wie man gegen Diskriminierung vorgehen kann.

Von Ronja Ringelstein

Sexismus wird jetzt auch in der Juristenausbildung der Kampf angesagt. Am Donnerstag haben Berlins Justiz- und Antidiskriminierungssenator Dirk Behrendt (Grüne) und die Berliner Landesvorsitzende des Deutschen Juristinnenbunds, Sabine Wildfeuer, erst Schritte besprochen, wie sie gegen Diskriminierung in Examen und Ausbildung vorgehen können. Tatsächlich herrschen in den Klausuren, die auf scheinbar aus dem Leben gegriffenen Sachverhalten beruhen, sexistische Geschlechterstereotype. Standardprobleme des Vertragsrechts werden beispielsweise anhand von Fällen erklärt, die Titel wie „Das besondere Verhältnis der Frau zu ihrer Einbauküche“ tragen.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass Frauen in Nordrhein-Westfalen im zweiten Staatsexamen knapp zwei Prozentpunkte schlechter abschneiden als Männer. Als Grund nennt die Studie männlich besetzten Prüfungskommissionen in der mündlichen Prüfung. Referendarinnen mit denselben schriftlichen Vornoten wie ihre männlichen Kollegen hatten bei einer mit drei Männern besetzten Kommission eine um 2,3 Prozentpunkte niedrigere Chance, die nächste Notenschwelle zu überschreiten. Sitzt auch eine Frau in der Kommission, verschwindet dieser Unterschied.

In Berlin scheint die Situation anders zu sein

Die Studie hatte das Justizministerium in Düsseldorf in Auftrag gegeben und basiert auf Datensätzen von rund 20.000 Prüfungen. In Berlin scheint die Situation etwas anders zu sein. Zahlen aus der Senatsverwaltung der jüngsten drei Prüfungskampagnen zeigen, dass in zwei von dreien die Abschlussnoten der Referendarinnen leicht besser waren als die der männlichen Kollegen. Vergleichbar mit dem Datensatz aus Nordrhein-Westfalen ist dies freilich nicht.

Die Prüfungsämter haben es selbst in der Hand, einer Ungleichbehandlung vorzubeugen. Behrendt aber sieht eine Schwierigkeit: Von den 687 Prüfern und Prüferinnen in Berlin und Brandenburg sind knapp 70 Prozent, konkret 480 männlich und 207 weiblich. „Das spitzt sich dadurch zu, dass Frauen weniger häufig bereit sind, auch mündlich, und nicht nur schriftlich zu prüfen.“ Der Reiz am Prüfen ist jedenfalls kein finanzieller: Wer prüft, tut das ehrenamtlich und erhält eine Aufwandsentschädigung von 21 Euro pro Prüfling. Für eine mündliche Prüfung gibt es also meist 105 Euro für rund sechs Stunden Arbeit plus Vorbereitung.

Mehr weibliche Prüferinnen sind gesucht

Dennoch müsse der Pool der Prüfer irgendwie erweitert werden. Behrendt und Wildfeuer haben nun verabredet, einen gemeinsamen Aufruf an Berliner Juristinnen zu starten. „Wir können an der Situation nur dann etwas ändern, wenn wir Prüferinnen haben. Wir werden also zu einer Veranstaltung einladen und das Verfahren erklären, um die Bereitschaft zu erhöhen.“ Man wolle an die Solidarität von Frauen appellieren, gleichberechtigte Chancen für junge Juristinnen zu schaffen. Denn auch in Berlin komme es häufig vor, dass Kommissionen rein männlich seien. Das exakte Verhältnis in Berlin zähle die Senatsverwaltung jetzt aus.

Zumindest sexistische Klausurinhalte wurden gleich angegangen. In der jüngsten Examensprüfung gab es ursprünglich einen Fall, bei dem ein Sandro eine Kfz-Werkstatt betrieb. Sandro heißt jetzt Sandra.

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