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DJs am Winterfeldtplatz: Der Schöneberger Wander-Club

Der Winterfeldtplatz war früher ein alternativer Szenekiez. DJs wollen ihr Viertel beleben und legen freitags auf – in unterschiedlichen Bars.

Wo sich in den 80er Jahren eines der Zentren der Hausbesetzerszene befand und später in Kellerclubs gefeiert wurde, gibt es Bio-Gemüse auf dem Wochenmarkt und Spezialitäten in den Restaurants. Wild gefeiert wird im Kiez rund um die Schöneberger Goltzstraße schon lange nicht mehr, doch im Viertel rund um den Winterfeldtplatz entwickelt sich was: Ein paar Schöneberger sehnen sich nach der alten Zeit zurück und wollen mit der neuen Partyreihe „Moving Schöneberg“ ihr Viertel beleben.

Jeden ersten Freitag im Monat spielen vier DJs in drei Bars – nach eineinhalb Stunden wird jeweils die Lokalität gewechselt. Wem der 80s Funk von Mijk van Dijk gefällt, zieht mit ihm weiter in die nächste Bar. Und wer mehr Abwechslung will, wartet einfach, bis Chud1 kommt und Acid-Jazz und Groove spielt oder DJ coffecapone tanzbaren Jazz auspackt. Dabei sind die Bars Mister Hu, Café M und Luna 28 alle nur wenige Gehminuten voneinander entfernt. „Wir wollen zeigen, dass Schöneberg nicht tot ist“, sagt Initiator Cedric Solowin, 40.

Schon vor 20 Jahren legte Solowin als Chud1 im Fischlabor auf, dem ehemaligen Club in der Frankenstraße, in dem sich heute das Café Schneider befindet. Damals will Dr. Motte die erste Acid-House-Party Deutschlands veranstaltet haben, in Schöneberg entstand 1989 die Idee zur Loveparade. Die Einstürzenden Neubauten und Nick Cave und Jim Avignon hingen im Café M rum, damals, Ende der 80er bis Mitte der 90er. Irgendwann zogen die Hausbesetzer weiter, und auch die Szene verschwand nach der Wende in den Osten. „Es ist alles eingeschlafen hier. Die, die früher gefeiert haben, sind heute Eltern“, sagt van Dijk.

Gab es früher noch viele Antiquariate und Trödelläden rund um den Winterfeldtplatz, so sind es heute vor allem Gastronomie und auch Modeläden, erzählt Peter Pulm vom Quartiersmanagement.

Das Einfalltor in den Kiez aus dem Osten ist der Wohnriegel des Pallasseums, des einst Sozialpalast genannten Wohnungetüms, der über der Pallasstraße liegt. Das Viertel ist beliebt, gilt als alternativ, ist noch nicht so durchsaniert wie die Straßen um den Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg. Noch bleibt der Kiez verschont von den vielen aufgekratzten Touristen – andererseits ist wenig los.

Schon vor zwei Jahren gab es die ersten „Moving Schöneberg“-Partys, jetzt soll die Reihe wieder regelmäßig jeden ersten Freitag stattfinden. Nun sollen auch das Szenevolk mitkriegen, dass in Schöneberg endlich wieder was passiert, sagt Marco Ilmisivir, Besitzer der Bar Luna 28. Die Szene wandert schließlich. Von Mitte nach Prenzlauer Berg, nach Friedrichshain und Kreuzberg und weiter nach Neukölln, erzählt Techno-Pionier Michael van den Nieuwendijk auf, der als Mijk van Dijk unzählige Songs veröffentlicht hat. Als Nächstes soll sein Kiez wieder dran sein. Richtig wild soll es ja gar nicht mehr werden, finden van Dijk und seine DJ-Kollegen. Es soll nur eine gute Mischung geben aus gemütlicher Ruhe und ein bisschen Party. Damit die, die im Kiez wohnen, auch dort feiern können.

Ein echter Club ist allerdings nicht in Sicht im Kiez. Trotzdem hofft van Dijk, der am Freitag lieber Funk statt Techno spielt, dass das Land Berlin seine Clubszene künftig stärkt. „Berlin hat so ein positives Image bekommen durch die Technojugendkultur. Statt an FDJ und Nazis denkt man in anderen Ländern an Berghain und Watergate“, sagt van Dijk, der als DJ um die Welt reiste. Die Heimat bleibt Schöneberg. Christoph Spangenberg

Bar Luna 28, Frankenstraße 2

Café M, Goltzstraße 33

Mister Hu, Goltzstraße 39

„Moving Schöneberg“, 2. März und jeden ersten Freitag im Monat, Eintritt frei. Von 21 Uhr bis 7 Uhr morgens.

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