zum Hauptinhalt

Berlin: Drei Mütter machen mobil - Zum Sternmarsch am Sonnabend werden 30 000 Schüler, Eltern und Lehrer erwartet

Wenn sich am Sonnabend tausende von Berliner Eltern aufmachen, um gegen die Schulmisere zu demonstrieren, ziehen drei Frauen die Fäden. Heidemarie Eller, Birgit Goßler und Angelika Strüwing - Mütter von Kindern, die das Humboldt-Gymnasium in Reinickendorf besuchen.

Wenn sich am Sonnabend tausende von Berliner Eltern aufmachen, um gegen die Schulmisere zu demonstrieren, ziehen drei Frauen die Fäden. Heidemarie Eller, Birgit Goßler und Angelika Strüwing - Mütter von Kindern, die das Humboldt-Gymnasium in Reinickendorf besuchen. Sie gründeten vor vier Monaten die Elterninitiative "Aktion Bildung" und hatten die Idee zum "Sternmarsch 2000". Zu dem Demonstrationszug, der sich von sieben Startpunkten aus am Neptun-Brunnen in Mitte trifft, wollen sie bis zu 30 000 Schüler, Eltern und Lehrer mobilisieren. Am Roten Rathaus soll ein Forderungskatalog abgegeben werden. Die wichtigsten Punkte: Schluss mit dem Unterrichtsausfall, Einstellung von jungen Lehrern, kleinere Klassen.

"Wir sprechen nicht über ein paar Ausfallstunden, sondern über eine berlinweite Katastrophe", sagt Birgit Goßler. Aber mit ein paar Ausfallstunden zu viel am Humboldt-Gymnasium hat alles angefangen. Die Eltern-Initiative sei dort ausgelöst worden, nachdem zu Beginn des Schuljahres - also im Sommer 1999 - gleich vier Lehrer ausfielen, berichtet Heidemarie Eller. Für ihren Sohn, der die 7. Klasse besucht, fiel sechs Wochen lang der Kunst- und Werkunterricht aus, weil eine Lehrerin erkrankt war. In den 11. Klassen wurden kaum noch Stunden in Chemie, Biologie und Mathematik gegeben, weil alle Lehrer dieses Fachbereichs gleichzeitig "langzeiterkrankt" waren. Auch eine Tochter von Angelika Strüwing war betroffen: In der 9. Klasse fielen drei Wochen lang freitags vier von sieben Stunden aus.

Zunächst versuchten es die drei Frauen, die seit Jahren engagierte Elternvertreterinnen sind, mit einer Briefaktion. Sie schrieben im Oktober an alle Fraktionen des Abgeordnetenhauses und baten um Abhilfe. Von Anfang an forderten sie nicht nur für ihre Schule, sondern für ganz Berlin mehr Lehrer. Die SPD erinnerten sie an ihren Wahlkampf-Slogan "Mehr Mäuse für die Bildung", die CDU an den Spruch "Bildungspolitik ist Standortpolitik". Als Antwort seien nur wieder allgemeine Statements gekommen, sagt Frau Eller. Jetzt wollten die Damen deutlicher werden. Birgit Goßler meldete "die erste Demo meines Lebens an". Sollte es auch gleich die größte Eltern-Schüler-Demo der Berliner Schulgeschichte werden, wäre das wohl dem Organisationstalent der drei Mütter zu verdanken.

Frau Eller, Frau Goßler und Frau Strüwing sind der Bildungsverwaltung keineswegs unbekannt. Bevor die damalige Schulsenatorin Ingrid Stahmer zuließ, dass am Humboldt-Gymnasium Schnellläufer-Klassen eingerichtet wurden - 5. und 6. Klassen für besonders begabte Grundschüler - hatten sie öfters Besuch von den drei Damen. "Wir schafften es durch stetige, nervende Besuche - aber immer mit Blumenstrauß", erinnert sich Angelika Strüwing. Alle drei sind nicht nur Elternvertreterinnen, sondern auch aktiv im Förderverein des Gymnasiums, der Zuschüsse zu Klassenfahrten und Unterrichtsmaterial finanziert. Und sie schmieren mit bei der ehrenamtlichen Brötchen-Ausgabe, die täglich 500 halbe Frühstücks-Schrippen produziert. Schließlich sind die begeisterten Mütter auch noch halbtags berufstätig, als Buchhalterin, Krankenschwester und Bildungsreferentin.

"Jetzt wollen wir auch Schulen helfen, die keine aktive Elternschaft haben", begründet Heidemarie Eller den Entschluss, für und mit möglichst vielen der 500 000 Berliner Eltern auf die Straße zu gehen.Folgende Routen nimmt der Sternmarsch: Route 1, Nordnordost: Wisbyer-/Ostseestraße; Route 2, Nordost: Sportforum Hohenschönhausen (Parkplatz); Route 3, Osten: Bezirksamt Lichtenberg; Route 4, Süden: Nähe Rathaus Neukölln (Schönstedtstraße); Route 5, Südwesten: Nähe Rathaus Schöneberg (Martin-Luther-/Fritz-Elsas-Straße); Route 6, Westen: Rathaus Charlottenburg; Route 7, Norden: Rathaus Wedding. Treffpunkte des Sternmarsches sind am Sonnabend, 11. März, 11 Uhr.

Mehr zum Thema im Internet unter www.berlin-info.de (Suchbegriff: Aktion-Bildung).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false