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Berlin: Drei, zwei, eins… Berlin lässt es krachen

Partymacher, BVG, Polizei und Feuerwehr – alle sind für die Nacht gerüstet. Sogar Einkaufen geht noch. Was man für Silvester wissen muss

Die Feuerwehr freut sich über die von den Meteorologen angekündigte Kälte. „Dann sind weniger Leute auf der Straße“, sagte Landesbranddirektor Albrecht Broemme. Und wenn weniger Leute auf der Straße sind, passiert weniger, da spricht der Feuerwehrchef aus Erfahrung. Bei Eiseskälte oder Nieselregen werde weniger geböllert, weniger getrunken und in der Folge weniger randaliert und geprügelt. Zudem sei durchs feuchte Wetter die Brandgefahr gering. „Bestes Silvesterwetter also“, sagte Broemme gestern. Zweite gute Nachricht: Der Knaller-Verkauf scheint wegen höherer Preise „nicht besonders gut zu laufen“. Das hat das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf für die West-City festgestellt. Das KaDeWe zum Beispiel verkauft in diesem Jahr erstmals kein Feuerwerk.

Die Silvesternacht ist für die Feuerwehr immer die aufregendste des Jahres. Im Vorjahr gab es in den acht Stunden zwischen 19 Uhr am Silvestertag und 3 Uhr früh an Neujahr 1196 Notrufe unter der „112“. An „normalen“ Tagen klingelt das Telefon nur 750 Mal – in 24 Stunden. Die Leitstelle der Feuerwehr wird in dieser Nacht wie jedes Jahr mit 60 Beamten – einem für jede Notrufleitung – besetzt sein (sonst reichen nachts 20 Beamte). Alle hoffen darauf, dass sich der totale Computerabsturz wie beim Millenniums- Jahreswechsel 1999/2000 nicht wiederholt. Die Nacht geriet zum totalen Fiasko für die Feuerwehr. Für einen Stromausfall – erst vor wenigen Tagen wurde die Leitstelle so lahm gelegt – werden die Einsätze auf Zetteln notiert, wie früher. Das funktioniere auch, versicherte Broemme. Wie im Vorjahr wolle man den Missbrauch der 112 gerichtlich verfolgen. Ein besonders hartnäckiger Anrufer wurde zu 80 Tagessätzen Geldstrafe verurteilt. Denn das weiß kaum jemand: Polizei und Feuerwehr sehen die Nummer des Anrufers immer auf dem Display – auch wenn beim Telefon eine Rufnummernunterdrückung eingeschaltet ist.

Insgesamt sind heute Nacht 1400 Mann von Feuerwehr, Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk mit 390 Fahrzeugen im Einsatz. Rund um die Feiermeile am Brandenburger Tor werden vier mobile Feuerwachen aufgebaut. Die Helfer teilen die Nacht in drei Phasen ein. Die erste Welle schwappt gleich nach Mitternacht in die Notrufzentralen: die etwa 400 Böller-Brände. Nach ein Uhr steigt die Zahl der Verletzten rapide, weil sich mit zunehmendem Alkoholgenuss mehr Menschen beim Knallen verbrennen oder sonst wie verunglücken. Im Vorjahr gab es 800 Verletzte. Die dritte Welle ist ein Fall für die Polizei, hat ihre Ursache aber ebenfalls im Alkohol. Dann wird geprügelt, werden Telefonzellen zertrümmert oder zerböllert .

Zu den ersten Böller-Bränden musste gestern schon ausgerückt werden. Am Kurfürstendamm hatte eine Rakete um 19.40 Uhr Möbel und einen Sonnenschirm auf einem Balkon in Brand gesetzt. Die 51-jährige Mieterin sah den Brand zwar, scheiterte aber beim Löschversuch. Erst die Feuerwehr brachte die Flammen unter Kontrolle, die Wohnung der Frau verqualmte stark. Ebenfalls nach Raketenbeschuss brannte es drei Stunden später auf einem Balkon in Schöneberg. An der Bülowstraße fing die Wärmeschutzverkleidung eines Hauses Feuer. Die Scheibe eines Schlafzimmerfensters zersprang durch die Hitze. Hinweise auf die Täter gibt es in beiden Fällen nicht. Broemme rät dringend, heute noch alles Brennbare vom Balkon wegzuräumen. Zudem sollten die Fenster geschlossen werden. (Foto: Ullstein / Christian Bach)

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