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Berlin: Dreifacher Streit um Rainer Hildebrandts Erbe

Kein Grab für den Gründer des Mauermuseums, Gerede über Geschäftspolitik, Ärger um Gedenkstätte

Sein Todestag jährt sich am Sonntag zum ersten Mal, doch die Urne mit der Asche von Rainer Hildebrandt ist noch nicht beigesetzt. Aus der Suche nach einer Grabstelle für den Gründer und langjährigen Chef des Mauermuseums ist eine Verwaltungsquerele geworden. Auch sein Museum ist wieder ins Gerede gekommen: Ehemalige Unterstützer glauben, das erfolgreiche Haus an der Friedrichstraße solle zur Geldquelle für Hildebrandts Witwe Alexandra und ihre Vertrauten werden. Was schließlich aus dem Mahnmal mit den Kreuzen wird, das seine Witwe Alexandra Hildebrandt unter erheblicher öffentlicher Anteilnahme für die Opfer des DDR-Grenzregimes errichten ließ, ist nicht abzusehen. Hildebrandts Erbe ist ein Jahr nach seinem Tod umstrittener denn je – und die Streitereien dürften weitergehen.

Offen ist, ob Hildebrandts Urne je auf dem Friedhof an der Wilsnacker Straße in Moabit beigesetzt werden kann. Dort liegt auf einem Notfriedhof Hildebrandts Freund und Förderer Albrecht Haushofer beerdigt. Die Nazis hatten den Widerstandskämpfer im April 1945 erschossen – Hildebrandt verfügte kurz vor seinem Tod, er wolle möglichst nahe bei Haushofer beerdigt werden.

Es gibt nur einen Weg, um Hildebrandt in der Nähe des Haushoferschen Grabes auf einem Friedhof, der als solcher nicht mehr genutzt werden darf, beisetzen zu können: Die Tiergartener St. Johannis-Gemeinde könnte beantragen, ihren Friedhof ein wenig zu erweitern. Er grenzt an den Ehrenfriedhof. Dazu müsste eine Mauer durchbrochen, ein neues Tor eingebaut werden – ein paar Tausend Euro würden fällig. Die Gemeinde hat das Geld nicht, will aber die notwendigen Anträge stellen. Doch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat in einem Brief an St. Johannis erklärt, dass der Bezirk mit Friedhofsflächen „überversorgt ist. Eine Friedhofserweiterung läge deshalb nicht im Interesse der Planung“. Alexandra Hildebrandt sagt, sie habe kein Geld, um Tausende Euro für die Baumaßnahmen aufzubringen. Sie hofft auf den Trägerverein des Mauermuseums – oder auf die Stadt Berlin.

Die aber ist auf Alexandra Hildebrandt nicht gut zu sprechen, seit die Museumschefin den Senat mit ihrer Gedenkstätte für die Grenztoten der DDR provoziert hat. Über 1000 Kreuze auf zwei Grundstücken an der Friedrichstraße führen Touristen auf emotional eindringliche Art vor Augen, wie viele Menschen an der deutsch-deutschen Grenze gestorben sind. Und sie verweisen auf eine Lücke im Berliner Umgang mit dem Mauergedenken. Wie lange sie das noch tun, weiß keiner: Die Bankaktiengesellschaft in Hamm, die die Rechte an den Grundstücken im Zusammenhang mit einem Insolvenzverfahren hält, will sich in der kommenden Woche zu einer Räumungsklage äußern. Die ideenreiche Museumschefin Alexandra Hildebrandt muss sich derweil nachsagen lassen, ihr komme es vor allem aufs Geschäft mit dem Mauergrusel an: Vor kurzem kam heraus, dass eine Schweizer Stiftung das Museum übernehmen könnte, wenn sich die Arbeitsgemeinschaft 13. August einmal auflöst. Die „Stiftung Dr. Rainer Hildebrandt“ und ihr vierköpfiger Vorstand mit Alexandra Hildebrandt als Präsidentin könnten dann ohne Rücksicht auf alte Hildebrandt-Verehrer in der Arbeitsgemeinschaft beschließen, wie man mit dem jährlichen Gewinn des Museums verfährt: Man könnte den Gewinn durch vier teilen.

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