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Berlin: Dritter Prozess um Entführung

Opfer erkennt vor Gericht mutmaßlichen Mittäter

Nach seiner Entführung im August letzten Jahres saß Vadim Freinkman gestern im Gerichtssaal einem der mutmaßlichen Mittäter gegenüber. Knapp zwei Wochen war der Student in der Gewalt mehrerer Kidnapper gewesen. Sie hatten ihm zwar die Augen verklebt, bemerkten aber nicht, dass es Lücken gab. „Ich habe ihn definitiv gesehen“, sagte der damals 20-jährige Freinkman nun mit Blick auf den Angeklagten. Zuvor hatte der Weißrusse Siarhei S. die Aussage verweigert.

Der spektakuläre Entführungsfall begann in der Nacht zum 18. August 2006 in einer Tiefgarage an der Hermannstraße in Neukölln. Vadim Freinkman kam von einem Kinobesuch. Plötzlich riss ein Fremder die Beifahrertür auf. Den Ermittlungen zufolge soll es der 36-jährige S. gewesen sein, der ihm dann eine Waffe an den Kopf hielt. S. und ein weiterer Komplize hätten dem Opfer die Augen verbunden.

Nach einer Fahrt mit Umwegen wurde der junge Mann in die Sonnenallee gebracht, wo S. laut Anklage eine Wohnung angemietet hatte. Er habe S. bereits einen Tag vor der Entführung gesehen, erinnerte sich Freinkman als Zeuge. Der Angeklagte habe mit einem Blumenstrauß in der Hand bei ihm geklingelt, nach einer Frau gefragt und dann von einer Verwechslung gesprochen.

Ein Lösegeld von einer Million Euro wollten die Entführer kassieren. Die Mutter des damaligen Abiturienten Freinkman ist Medizinerin, lebt sowohl in Berlin als auch in St. Petersburg. Sie borgte sich von Freunden Geld, verkaufte eine Wohnung. Es kamen 670 000 Euro zusammen, die sie in Pausin im Berliner Umland den Kidnappern übergab. Einen Tag später wurde Freinkman unversehrt freigelassen. Wie vereinbart habe Siarhei S. mindestens ein Drittel des erbeuteten Geldes erhalten, hieß es in der Anklage.

Zwei weitere Komplizen waren bereits in Haft, als Zielfahnder S. im April dieses Jahres in Giorna (Spanien) aufspürten. Im März wurde mit dem 41-jährigen Waldemar P. ein „Handlanger“ zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Das Verfahren gegen einen 25-Jährigen läuft seit sieben Monaten. Ein anderer mutmaßlicher Haupttäter wurde im Januar in Moskau festgenommen. K.G.

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