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Berlin: Drogen-Kontaktladen: Streit in Tiergarten um Angebot für Abhängige am U-Bahnhof Turmstraße

Tiergartens Gesundheitsstadtrat Dirk Lamprecht (CDU) hat sich erneut gegen das Vorhaben von PDS, SPD und Grünen gewandt, nahe der Drogenszene am U-Bahnhof Turmstraße eine Anlaufstelle für schwer Abhängige einzurichten. "Ich sehe die Notwendigkeit dafür nicht", sagte Lamprecht.

Tiergartens Gesundheitsstadtrat Dirk Lamprecht (CDU) hat sich erneut gegen das Vorhaben von PDS, SPD und Grünen gewandt, nahe der Drogenszene am U-Bahnhof Turmstraße eine Anlaufstelle für schwer Abhängige einzurichten. "Ich sehe die Notwendigkeit dafür nicht", sagte Lamprecht. Bestehende Angebote reichten aus. Auf Antrag der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat seine Verwaltung ein Papier erarbeitet, in dem es um "inhaltliche und finanzielle" Aspekte solch eines "Kontaktladens" geht. Das Geld stehe "nicht zur Verfügung" heißt es in dem Papier, das gestern im Gesundheitsausschuss debattiert werden sollte. Berlinweit gibt es etwa ein halbes Dutzend Kontaktläden.

In der Nähe des U-Bahnhofs Turmstraße bestehe eine "der auffälligsten" Drogenszenen der Stadt, sagte Rolf Bergmann von der Drogenberatung Boa. Im Kleinen Tiergarten, dem Park am U-Bahnhof, würden unter katastrophalen hygienischen Bedingungen Drogen konsumiert. Er schätzt, dass sich am U-Bahnhof täglich 100 bis 150 Süchtige ihren Stoff holen, überwiegend Heroin. Erfolge von Polizeiaktionen gegen die Dealer werden unterschiedlich bewertet. Im Bericht heißt es, die Szene habe sich erheblich verringert. "Die Situation hat sich nicht verbessert", sagt dagegen Bergmann.

In dem Kontaktladen sollen sich Abhängige aufhalten können. Sie sollen dort beraten und medizinisch versorgt werden, duschen können und Essen bekommen. Sozialarbeitern kämen dort "an die Leute heran", sagte Bergmann. Für die Anwohner hätten die Läden den "angenehmen Nebeneffekt", dass zumindest ein Teil der Abhängigen "von der Straße weg" wäre. Derzeit hält am U-Bahnhof Turmstraße ein Mal pro Woche ein Gesundheitsmobil des freien Trägers Fixpunkt, in dem sterile Spritzen verteilt werden. Die Boa-Drogenberatungsstelle in der Zwinglistraße liegt unweit des U-Bahnhofs. Sie ist aber nicht als Aufenthaltsort konzipiert.

Tiergartener Grüne und die SPD würden das Konzept eines Kontaktladens am liebsten erweitern - sie setzen sich auch für die Einrichtung eines "Druckraums " ein, in dem sich Süchtige unter hygienischen Bedingungen Drogen verabreichen können. Das Bundesrecht lässt solche "Druckräume" zu, in einigen Bundesländern gibt es sie bereits. Der Senat hat sich Anfang des Jahres gegen "Druckräume" ausgesprochen.

Auch Gesundheitstadtrat Lamprecht hat gegen sie Bedenken. "Zurzeit ist es die Linie der Polizei, die Drogenszene in Bewegung zu halten". Erfahrung in anderen Städten hätten gezeigt, dass sich um "Druckräume" "offene Szenen etablieren". Polizeiaktionen lösen das Problem nicht, sagte hingegen Michael Böttrich (Grüne), Vorsitzender des BVV-Gesundheitsausschusses. "Damit reicht man den Schwarzen Peter nur weiter".

tob

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