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Polizeikontrolle am May-Ayim-Ufer in Berlin-Kreuzberg.

© Julius Betschka

Exklusiv

Drogenhandel, Gewalt, Sexualdelikte in Kreuzberg: Polizei stuft Wrangelkiez und Schlesisches Tor als Kriminalitäts-Hotspots ein

Um 41 Prozent sind die „ortsrelevanten“ Straftaten am Schlesi und im Wrangelkiez gestiegen. Anwohnerinnen fühlen sich wegen übergriffiger Dealer zunehmend unwohl.

Das Gebiet rund um das Schlesische Tor in Berlin-Kreuzberg entwickelt sich immer mehr zum Hotspot für schwere Straftaten – Drogenhandel, Gewalt, Raub, aber auch Beleidigungen und Sexualdelikte durch Dealer. Die Polizei hat deshalb die Einstufung des Görlitzer Parks als sogenannten „kriminalitätsbelasteten Ort“ im Mai 2020 „um Teile des Wrangelkiezes und des Schlesischen Tors vergrößert“.

Das teilte die Behörde nun auf Tagesspiegel-Anfrage mit. Begründet wird die Einstufung als „kriminalitätsbelasteter Ort“ mit einem Anstieg bei Raub- und Betäubungsmitteldelikten. Die Zahl der registrierten „ortsrelevanten“ Straftaten im Wrangelkiez und am Schlesischen Tor ist von 2017 bis 2019 um 41 Prozent gestiegen.

Das geht aus der Statistik der Polizei hervor, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegt. Demnach registrierte die Polizei 1106 Straftaten im Jahr 2017, im Jahr 2019 waren es 1559. Und auch in der ersten Jahreshälfte 2019 bleiben die Zahlen hoch. Bis Ende Juni wurden 849 Delikte festgestellt.

Zwischen 2017 und 2019 hat sich die Zahl der Beleidigungen (37 zu 68), schweren Körperverletzungen (37 zu 70) und von Raub (56 zu 102) in dem Gebiet verdoppelt – das erste Halbjahr 2020 zeichnet den Trend fort.

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Die Zahl der Drogendelikte hat sich von 200 im Jahr 2017 auf fast 500 im vergangenen Jahr erhöht, die Zahl der Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz ist von 46 im Jahr 2017 auf 102 im ersten Halbjahr 2020 angestiegen.

[Die umfassende Recherche des Tagesspiegel-Reporters Julius Betschka von der Lage am Schlesischen Tor lesen Sie hier exklusiv auf Tagesspiegel Plus.]

Vor allem Drogendealer aus Westafrika entwickeln sich für Frauen und Anwohnerinnen zu einem alltäglichen Problem. Sie werden bedrängt, beleidigt und sexuell belästigt. „Delinquentes Verhalten gegenüber Frauen stellt hierbei ein relevantes Themenfeld“, erklärte ein Polizeisprecher.

Anwohnerinnen berichten von „täglichen Anmachen und Beleidigungen“

Mehr als 40 Sexualdelikte – von sexueller Nötigung bis hin zu Vergewaltigungen – wurden in der Gegend seit 2017 angezeigt. Die Polizei berichtet von vermehrten „Bürgerbeschwerden über im Spalier stehende Betäubungsmittelhändler, die teilweise aggressiv Passanten ihre Ware anbieten“.

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Der Tagesspiegel hat mit mehreren Anwohnerinnen über ihre Erlebnisse gesprochen. Sie berichten von „täglichen Anmachen und Beleidigungen“, von ihrer Angst - und dass sie von den Männern angefasst werden.

Auch mit Polizisten, Ermittlern, Streetworkern und mit dem Bezirksamt hat der Tagesspiegel gesprochen. Das Ergebnis der umfassenden Tagesspiegel-Recherchen ist ernüchternd. Am Schlesischen Tor zeigen sich die Probleme der europäischen Asyl- und Flüchtlingspolitik und der gescheiterten Integration wie im Brennglas auf vielen Ebenen.

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