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Berlin: Dubiose Fax-Aktion: Wer mitwählt, wird abgezockt

Eine Firma mit Sitz in den USA hat aus dem Streit um die Rolle der PDS in der Berliner Politik ein Geschäft gemacht. Seit Wochen verschickt das Unternehmen mit dem Namen "International Research Corporation" (IRC) Telefaxe, die zur Teilnahme an einer Umfrage aufrufen.

Eine Firma mit Sitz in den USA hat aus dem Streit um die Rolle der PDS in der Berliner Politik ein Geschäft gemacht. Seit Wochen verschickt das Unternehmen mit dem Namen "International Research Corporation" (IRC) Telefaxe, die zur Teilnahme an einer Umfrage aufrufen. Unter der Überschrift "Euro-Wahl" sind die Faxe in der Art von Wahlscheinen gestaltet. "Sind Sie für eine Beteiligung der PDS an einer Regierung in der deutschen Hauptstadt?", lautet die Frage, die mit Ja ("12 Jahre nach dem Fall der Mauer muss mit der Ausgrenzung der PDS Schluss sein") oder Nein ("weder Links- noch Rechts-Radikale dürfen über das Schicksal unseres Volkes bestimmen") beantwortet werden soll.

Die Veranstalter der Befragung nennen sich "The European Poll Commission" (Europäische Kommission für Umfragen) und erwecken damit den Anschein von Seriosität. Doch wer an der Umfrage teilnimmt, das Ja- oder Nein-Kästchen angekreuzt hat und das Fax an die 0190-8-Nummer zurückschickt, muss dafür tief in die Tasche greifen: 3,63 Mark pro Minute berechnet die Telekom den Anrufern, der größte Teil des Geldes geht an den Anbieter, der Rest an die Telekom. Vermutlich deshalb gehen die Faxe vor allem in Büros von Firmen ein, denn hier - so das offensichtliche Kalkül der IRC, müssen die Mitarbeiter die Kosten für die Antwort nicht selbst berappen.

Die Veranstalter selbst bewerben die horrenden Kosten auch noch. Es sei nur "ein kleiner Preis für mehr Demokratie", heißt es auf dem Schreiben, in dem die IRC verspricht, die Ergebnisse der Umfrage an Politiker weiterzuleiten. "Vorsicht: Abzocker-Demokratie", warnt dagegen die PDS vor der Umfrage. Ähnlich äußert sich auch die Verbraucherzentrale Berlin: "Die ganze Machart zeigt deutlich: Hier wird keine politische Umfrage, sondern ein gewinnträchtiges Geschäft für den Veranstalter gemacht."

Mit solchen Geschäften hat die "International Research Commission" mit Sitz in Caspar im US-Bundesstaat Wyoming Erfahrung. In den vergangenen Monaten nutzte die Firma immer wieder politisch kontroverse Themen für ihre Fax-Aktionen. So ging es unter anderem um gesetzlichen Nichtraucherschutz oder - wie vor einem Monat - um die Frage, ob die nächste Erhöhung der Ökosteuer ausgesetzt werden solle oder nicht.

Bei der Firma selbst ist unter der im Internet angegebenen Telefonnummer in Wyoming niemand persönlich erreichbar. Am anderen Ende der Leitung meldet sich lediglich die freundliche Stimme eines Fax-Services.

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