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Berlin: Duell am Mariendorfer Damm

Im Kampf um den Landesvorsitz werben die FDP-Politiker Markus Löning und Martin Lindner heftig um die Basis

Der eine bleibt den ganzen Abend über bei seiner Apfelschorle, der andere trinkt gut gekühltes Berliner Kindl. Der eine behält so lange das Jackett an, bis es wirklich nicht mehr geht, der andere betont auch äußerlich hemdsärmelige Angriffslust. Der eine ist Markus Löning, FDP-Landesvorsitzender, der andere ist Martin Lindner, Fraktionschef der Liberalen im Abgeordnetenhaus. Der zweite will des ersten Amt, um sozusagen in Personalunion die FDP auf Angriffslust zu trimmen.

Jetzt gehen Löning und Lindner gemeinsam und bezirksverbandsweise an die Basis ihrer Partei, die am 11. April den neuen Landeschef der FDP wählen soll. Am Dienstagabend stritten sie vor rund vierzig Mitgliedern der FDP Tempelhof-Schöneberg. Man kann sagen: Entschieden ist nichts. Was auch an der Grundsätzlichkeit dieses mit freundlichen Worten geführten Machtkampfs liegen dürfte: Die Parteifreunde wollen wissen, warum Lindner Löning ablösen will. Was ihm missfällt an dem „Team“, das beide vier Jahre lang gebildet haben. Woher er die Überzeugung nimmt, den Landesverband so wie die Fraktion zur politischen Daueroffensive bewegen zu können. Und auf die sachlich-bürgerliche Art, wie man in der Siez- und „Herr Doktor“-Partei vor Publikum streitet, wollen sie wissen, ob es Lindner um die Startposition bei der nächsten Bundestagswahl geht: Der Landesvorsitzende steht oben auf der Liste, und Lindner müsste da hin, wenn er – wie ihm manche unterstellen – von der Berliner Landespolitik genug hätte und Bundespolitik machen wollte.

Es ist an diesem Abend in den Zille-Stuben der „Traber-Terrassen“ am Mariendorfer Damm so, als hätten die Liberalen zwei Politiker-Prototypen zur Wahl: Lindner, der Markt-Liberale, der Polemiker und Zuspitzer, will die Berliner FDP zur Partei des gebeutelten Mittelstandes machen. Da kann er, ganz im Sinne seiner Zielgruppe, richtig wütend werden.

Löning behandelt bevorzugt Themen, die das enge Korsett sprengen. Er spricht lieber über Bürgerrechte als über Hartz IV, er streitet für ein Wahlrecht für Kinder, sein Auftreten, seine freundliche Art, seine Abneigung gegen alles Bissige tragen Aussagen wie: Die FDP sei doch auch eine Gemeinschaft – nicht bloß eine politische Kampftruppe.

In der Luft schwebt der Geruch von Bratkartoffeln, Zilles dralle Damenbilder können aber niemanden ablenken. Je später der Abend, desto persönlicher werden die Attacken. Löning spricht von den Leistungen des „Teams“, das er mit Lindner bilde – Lindner sagt, das „Team“ gebe es nicht mehr. Lindner sagt, die FDP müsse deutlicher vorkommen im Streit der Meinungen, Löning wettert wider die „Sprüchepartei“. Lindner will glänzendere Parteitage – mit Sponsorenhilfe, Löning sagt, er wolle keine Parteikonvente im amerikanischen Stil.

Dann kommt die Frage nach dem Bundestag. Lindner weiß, dass ihm da einiges Misstrauen entgegenschlägt: Er wolle am Erfolg des Jahres 2011 – also am Ergebnis der nächsten Abgeordnetenhauswahl – gemessen werden, sagt er: Die Fraktion solle noch größer, die FDP möglichst Regierungspartei werden. Ob er dafür aus dem Bundestag heraus streiten will, sagt er nicht. Löning muss seine Absichten nicht begründen. Klar will er wieder in den Bundestag. Der Mann, der wirkt, als sei er leicht in der Defensive, könnte bei vielen Delegierten vorne liegen. Werner van Bebber

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