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Berlin: Durch Erfahrung klug

„Service Learning“ heißt die Idee aus den USA, die Schüler in Kontakt mit anderen Menschen bringt. Nun macht die FDP sie populär

Die Idee kommt aus den USA und erobert gerade Schöneberg: Schüler der Riesengebirgs-Hauptschule gehen am Nachmittag freiwillig in Altenheime, Kitas oder Bibliotheken, um ehrenamtlich zu helfen. Sie lernen andere Lebensbereiche kennen, werden selbstständiger und erfahren, dass sie aus eigener Kraft eine Menge tun können. Jetzt hat die Berliner FDP das amerikanische „Service Learning“ entdeckt und wirbt dafür, es in möglichst vielen Schulen aufzugreifen.

„Die Schüler erhalten Einblicke in die Berufswelt, stärken ihr Selbstbewusstsein und lernen Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein“, begründet Mieke Senftleben ihr Engagement für das Projekt. Die bildungspolitische FDP-Sprecherin sieht im Service Learning ein gutes Beispiel für das Zusammengehen von Bildung mit Bürgerengagement. Deshalb wird sie es in den Mittelpunkt ihres ersten „Berliner Bildungsgesprächs“ stellen, das am kommenden Mittwoch im Abgeordnetenhaus stattfindet.

Mit auf dem Podium wird Joachim Syska sitzen, der als Lehrer der Riesengebirgs-Schule das Projekt auf den Weg gebracht hat. Seit November hat er bereits 50 Siebtklässler in soziale Einrichtungen vermittelt, wo sie an einem Nachmittag pro Woche mithelfen. Syska ist froh darüber, dass die 13- bis 15-jährigen Schüler – mitunter erstmals im Leben – in Kontakt zu alten Menschen, zu Kindern und zu Behinderten kommen. Einmal pro Woche werden die Erfahrungen der Schüler ausgewertet.

Horst Seidel, Referatsleiter in der Senatsbildungsverwaltung, hält viel vom Service Learning. Zwar gab es auch früher schon ähnliche Ansätze – etwa im Rahmen des Arbeitslehreunterrichts – aber selten so konsequent wie bei der Riesengebirgs-Oberschule, findet er. Besonders berührt hat Seidel die Erzählung einer Schülerin, die regelmäßig eine bettlägerige alte Dame besuchte und immer ein Kaninchen mit dorthin nahm. „Das setzte sie der Frau auf den Bauch, die konnte das Tier streicheln, und dann unterhielten sie sich über alles Mögliche. Das Mädchen erfuhr viel aus dem Leben der alten Dame, und diese konnte am Alltag des Mädchens teilhaben.“

Das Projekt wird an der Riesengebirgs-Oberschule von sechs Lehrern unterstützt. Inzwischen ist es Teil des Schulprogramms und damit dauerhaft verankert.

Das erste „Berliner Bildungsgespräch“ der FDP findet heute um 19 Uhr im Festsaal des Abgeordnetenhauses, Niederkirchnerstraße 5, statt und wird von Lorenz Maroldt, dem stellvertretenden Chefredakteur des Tagesspiegels, moderiert.

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