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Im Dialog. David, 16, aus Prenzlauer Berg und Derman, 18, aus Neukölln bei Proben.

© Kitty Kleist-Heinrich

Durchs Leben tanzen: Hinter den Kulissen der Bühnenkunstschule Academy

Mit ihrer Academy fördert die Gasag junge Talente. Auch Ivy Quainoo besuchte die Schule für Gesang, Schauspiel und Tanz. Und jetzt wird aufgeführt.

Was könnte ein gutes Ende sein? Eine Gruppe Jugendlicher sitzt im Kreis und verhandelt voller Elan das Finale ihres Theaterstücks. Es ist warm draußen, es ist Freitagabend, sie könnten auch mit Freunden unterwegs sein. Doch alle sind konzentriert, die Energie ist fühlbar im Raum. Dann einigen sie sich, springen auf und machen Lockerungsübungen.

Die 13 Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren sind Schüler der Berliner Bühnenkunstschule „Academy“ im zweiten Jahr. Die Schule wurde 2003 auf Initiative der Gasag mit dem Stadtteilzentrum Alte Feuerwache in Kreuzberg gegründet. Im ersten Unterrichtsjahr, „Academy eins“, entscheiden sich die Schüler für Schauspiel, Tanz oder Gesang. Mit Dozenten proben sie zwei Mal wöchentlich in der Alten Feuerwache, auch am Wochenende. Nach dem ersten Jahr können sie sich für „Academy zwei“ bewerben. Hier kommen bis zu 20 Schüler aus allen drei künstlerischen Sparten zusammen. Sie arbeiten zwei Mal wöchentlich an ihrem Theaterstück.

Die Gasag finanziert die Academy jährlich mit einem sechsstelligen Betrag, die Teilnehmer zahlen einen Beitrag von 20 Euro im Monat. Am Wochenende stehen jetzt Aufführungen an.

Den zweijährigen Bühnenunterricht hat auch „The Voice of Germany“ Ivy Quainoo durchlaufen – die 20-jährige Berlinerin gewann 2011 die erste Staffel der Castingshow. Brüsten möchte man sich in der Academy damit nicht, die Schule soll nicht als Kaderschmiede für Bühnenstars gelten. Deshalb hielt sich Quainoo in Interviews mit Erzählungen von der Academy zurück. „Die kulturelle Vielfalt ist uns wichtig“, sagt Birgit Jammes von der Gasag. Bei der Auswahl der Schüler werde besonders darauf geachtet, dass Jugendliche mit möglichst unterschiedlichem Hintergrund zusammenfinden.

Alle arbeiten nun noch an einzelnen Szenen des Stücks. Die Jugendlichen feilen an Tonlagen und Gesten, in manchen Szenen geht es wild zu, die Schüler schreien, tanzen, schwitzen. Die Konzentration fällt keine Minute lang ab. Birgit Jammes von der Gasag hat bisher alle Aufführungen der Klassen gesehen. Am kommenden Wochenende ist Premiere des Stücks „Perfekt“, in dem sich die Jugendlichen die Frage stellen: Was ist das perfekte Ich? Sie haben die Texte selbst geschrieben und sie unter Anleitung der Dozentinnen Steffi Garke und Eliane Hutmacher zum Stück ausgearbeitet. Hutmacher ist begeistert vom Schwung der Teenager. „Die trauen sich was, das hat etwas ganz Unschuldiges“, sagt sie. Mit Garke zeigt sie den Schülern, wo sie noch mehr herauskitzeln können. Die freischaffenden Künstler bekommen als Dozenten ein Honorar.

Wie gut die Jugendlichen auf der Bühne sind, wird spätestens klar, als die 18-jährige Derman aus Neukölln anfängt zu singen. Zuvor war sie mit ihren Witzeinlagen vor allem als Stimmungskanone aufgefallen, jetzt bekommt man bei ihrer gefühlvollen Stimme eine Gänsehaut. Auch die 18-jährige Steffi aus Prenzlauer Berg ist ein Stimmwunder. Man merkt ihr nicht an, dass sie mitten im Abitur steckt.

Der 18-jährige Mentor aus Neukölln trägt Unterhemd, er zeigt seine muskulösen Arme. Doch was er in der Academy macht, entspricht nicht dem Männerbild seines Freundeskreises. „Wer männlich sein will, muss bei uns Fußball spielen, rappen und kämpfen“, sagt Mentor. In der Academy dagegen singt, tanzt und schauspielert er. Tanzdozentin Hutmacher weiß, dass viele der Schüler sich in ihrem privaten Umfeld wegen ihres künstlerischen Interesses sonderbar fühlen. „Bei uns sehen sie, dass sie stolz darauf sein können“, sagt Hutmacher. Dadurch gewinnen die Jugendlichen an Selbstbewusstsein.

Im September wird es Castings für das nächste Academy-Jahr geben. In Workshops zeigen die Bewerber, dass sie Talent mitbringen und den Willen, alles zu geben. Das haben die Absolventen der Bühnenkunstschule bei aller Vielfalt gemeinsam. Franziska Felber

Aufführungen von „Perfekt“ gibt es am Freitag, 11. Mai und Samstag, 12. Mai, um 20 Uhr sowie am Sonntag, 13. Mai, um 15.30 Uhr und um 20 Uhr in der Werkstatt der Kulturen, Wissmannstr. 32 in Neukölln. Die Karten kosten 8 Euro, ermäßigt 6,50 Euro. www.alte-feuerwache.de/academy

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