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Winter-Erfinder. Benjamin Fischer mixt Wodka mit Apfelsaft und Gewürzen. Der Name kam ihm in einer eiskalten Nacht in Berlin.

© Mike Wolff

Durstlöscher: Wärmflaschen für alle

Den Berliner Winter gibt es nun auch im Glas. Erfinder Benjamin Fischer will das Getränk in den Szenekneipen der Stadt etablieren. Nur was soll im Sommer passieren?

Der erste Schluck: wie warmer Apfelstrudel. Ungewohnt. Fehlt nur noch die Sahne obendrauf. Der zweite Schluck lässt die Zutaten erahnen: Apfelsaft, Wodka und ein Hauch von Gewürzen. Und dann kommt das mollig warme Gefühl, das sich im ganzen Körper ausbreitet an diesem eiskalten Januartag. „Berliner Winter“ heißt das neue Getränk, das in den Szenekneipen der Stadt etwas Wärme verbreiten soll.

Alles begann mit diesem Mädchen. Benjamin Fischer, Winter-Erfinder, arbeitete neben dem Studium als Barkeeper in Kreuzberg. Irgendwann kam dieses Mädchen in die Bar und bestellte Apfelsaft mit Whiskey. „Und zwar warm und mit Zimt drauf“, sagt der heute 30-Jährige grinsend. „Das war schon eine komische Mischung, vor allem, weil der Whiskey sehr stark war.“ Doch er servierte, probierte und erkannte das Potenzial. Drei Jahre lang hat Fischer gemixt und mit Gewürzen herumexperimentiert. Den Whiskey ersetzte er durch Wodka, die Gewürzmischung ist natürlich streng geheim, et voilà! Anfang Dezember stand seine Kreation in den ersten Kneipen.

Gut 3000 Liter Berliner Winter wurden bis jetzt abgefüllt, die Äpfel für den Saft kommen aus Baden-Württemberg. „Das sind naturbelassene Äpfel von Streuobstwiesen, die Leute aufsammeln“, sagt Fischer. Etikettieren muss er die Flaschen selbst, mit der Hilfe seiner Freunde. „So geht jede Flasche noch mal durch meine Hand, ein schönes Gefühl.“ Seine Freundin Judith Carnaby, Illustratorin, hat das Logo entwickelt und ihn dafür fotografiert: Mit Apfelkiste, dickem Schal, Mütze und Oberlippenbart ist es tatsächlich Fischer selbst, der auf dem Etikett zu sehen ist. Sein Freund Alex Kiener, Webdesigner, hat die Internetseite mit den Bildern von Carnaby in eine schwarz- weiße Bildergeschichte verwandelt.

Finanziert hat Fischer sich seinen Winter-Traum selbst. „Als klar war, dass ich das Projekt durchziehen wollte, habe ich viel gearbeitet und mir das Geld zusammengespart“, sagt er. Freunde liehen ihm etwas dazu. Die Banken, bei denen er um Kredit bat, fanden seine Idee nicht überzeugend. Hilfe fand er allerdings an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), an der Fischer einen Bachelor in Kulturwissenschaft gemacht hatte. Eine Kooperationsstelle hilft dort jungen Gründern. „Die haben mir die Beratungsgespräche mit Steuerberatern, Anwälten und einem Unternehmensberater gezahlt“, sagt er. „Das war eine große Hilfe.“

An die Nacht, als ihm die Idee für den Namen kam, kann Fischer sich noch genau erinnern: Es war im vergangenen Winter, fünf Uhr morgens. „Ich hatte gerade Feierabend und musste mit dem Fahrrad nach Hause, und obwohl ich schon so dick eingepackt war, war mir immer noch saukalt“, sagt er. Scheiß Berliner Winter, habe er da gedacht. „Und das war’s – der Name stand fest.“

Doch mit dem Winter ist es bald vorbei. Und dann? Bis Mitte März, auf jeden Fall so lange es kalt bleibt, will Fischer sein Gebräu noch anbieten. Mit der Frühlingswärme könnte sein Winter jedoch erst mal wieder verschwinden. Obwohl Fischer meint: „Man muss Berliner Winter gar nicht warm trinken, auch kalt auf Eis schmeckt’s gut.“ Doch ob der Name dann so passend wäre, ist eine andere Frage.

In jedem Fall aber will Benjamin Fischer nächsten Winter wiederkommen. Wenn es nach ihm geht, auch außerhalb der Stadtgrenzen. Den Berliner Winter soll es bald schon in Hamburg, Leipzig, Bremen und München geben. Und: „Freunde aus New York fragten mich schon, wann denn der Berliner Winter bei ihnen einzieht. Das wär doch was!“

Berliner Winter gibt es z.B. in der Mokkabar, Gneisenaustr. 93, Kreuzberg und dem Kaffeemitte, Weinmeisterstr. 9 a, Mitte. Weitere Kneipen: www.berlinerwinter.de

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