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Berlin: Dussmann darf für Oper spenden - Bizarrer Streit um 360 000 Mark

Behörde düpiert Unternehmer und die eigene Senatorin, weil ein Abteilungsleiter Schwierigkeiten mit dem Mäzenatentum hatCay Dobberke, Hans Toeppen und Ulrich Zawatka-Gerlach Kultursenatorin Christa Thoben hat ein Problem mit ihrer Verwaltung: Die Senatorin ist von der Bürokratie bloßgestellt worden - gegenüber einem der Großsponsoren der Berliner Kultur einerseits und dazu noch gegenüber der Deutschen Staatsoper. Durch direkten Eingriff gelang es der Kultursenatorin zwar gestern, eine 360 000-DM-Spende von Peter Dussmann für die Oper noch zu retten.

Behörde düpiert Unternehmer und die eigene Senatorin, weil ein Abteilungsleiter Schwierigkeiten mit dem Mäzenatentum hatCay Dobberke, Hans Toeppen und Ulrich Zawatka-Gerlach

Kultursenatorin Christa Thoben hat ein Problem mit ihrer Verwaltung: Die Senatorin ist von der Bürokratie bloßgestellt worden - gegenüber einem der Großsponsoren der Berliner Kultur einerseits und dazu noch gegenüber der Deutschen Staatsoper. Durch direkten Eingriff gelang es der Kultursenatorin zwar gestern, eine 360 000-DM-Spende von Peter Dussmann für die Oper noch zu retten. In der Berliner Kultur begann aber anschließend erst recht die Diskussion, ob die Verwaltung überhaupt in der Lage sei, angemessen mit Sponsoren umzugehen. Dussmann ist, wie aus seinem Haus verlautet, über die Behandlung seines Angebots weiter verschnupft. Und die Staatsoper wirft der Kultusbürokratie "unrichtige" Angaben vor. Unter der Hand sind die Formulierungen noch erheblich gröber.

Die Vorgeschichte ist kurz. Kultur-Mäzen Dussmann wollte 360 000 DM für das Bühnenbild der Meyerbeer-Oper "Robert der Teufel" spenden. Mit Opern-Intendant Georg Quander war er sich auch einig. Nur wäre die Sponsoren-Großmut fast an Abteilungleiter Bernd Mehlitz gescheitert. Mehlitz verwies auf die Etat-Obergrenze für "Robert der Teufel" von 1,118 Millionen DM. Diese Grenze wollte er - wegen der Spende - nur um 184 000 DM aufstocken lassen, mehr nicht: "Wir bitten Sie, dafür Sorge zu tragen, dass diese Obergrenze nicht überschritten wird". Den Rest des Dussmann-Geldes könne die Oper in andere Ausgaben stecken.

Dussmann soll mehr als empört gewesen sein: Der Spender als Dispositionsmasse. Gestern sprach Christa Thoben mit dem Unternehmer und sicherte ihm zu, dass sein Geld voll in den gewollten Zweck fließen darf. "Ich werde sicherstellen, dass jeder Spender gewiss sein kann, dass seine Spende für den von ihm gewünschten Zweck eingesetzt wird. Es werden entsprechende Anweisungen an die Senatsverwaltung und an die nachgeordneten Einrichtungen ergehen, um Missverständnisse für die Zukunft auszuschließen", erklärte die Senatorin am Nachmittag.

Der Fall schien geklärt. Nur hatte die Kulturverwaltung inzwischen verlautbart, sie habe von der Zweckgebundenheit der Dussmann-Spende gar nichts gewusst. Wäre sie "entweder durch Herrn Dussmann oder die Staatsoper über die konkrete Zweckbindung der Spende frühzeitig informierte worden, hätte sich die Verwaltung selbstverständlich an diese Vorgabe gehalten". Entweder sei Dussmann schuld an dem Spenden-Kuddelmuddel oder die Oper, mussten Betrachter daraus schließen.

Opern-Sprecher Stephan Adam machte deutlich, dass dies "unzutreffend" sei. Intendant Quander habe die Zweckgebundenheit bereits am 18. Januar dem zuständigen Abteilungsleiter mitgeteilt. Dussmann-Sprecher Thomas Greiner reagierte kürzer: "Unverschämtheit".

So bleiben der Kultursenatorin immer noch zwei Aufgaben. Sie muss haushaltsrechtlich regeln, wie die 360 000 DM nun tatsächlich in die Oper fließen können. Und sie muss wohl Klimapflege bei potenziellen Sponsoren betreiben.

Im Parlament löste der Fall gestern Empörung aus. Die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Monika Grütters war hellauf empört. "Das hat den Hauch des Skandalösen", kommentierte sie das Verhalten der Kulturverwaltung gegenüber der Dussmann-Spende. Die Verwaltung könne sich auf keinerlei Rechtsvorschriften berufen, "und selbst wenn es solche Vorschriften gäbe, müsste man sie ändern." Die Kultureinrichtungen Berlins benötigten dringend "Public Private Partnership", sagte Grütters dem Tagesspiegel. Beim Kultursponsoring müsse "Dampf gemacht" werden anstatt Blockaden aufzubauen.

Der SPD-Fraktionschef Klaus Wowereit vertrat die gleiche Meinung. Es habe sich um eine zweckgebundene Spende gehandelt, die Kulturverwaltung sei nicht berechtigt, die Gelder für eine bestimmte Opernaufführung zu limitieren. Was die Verwaltung sich da geleistet habe, sei "schädlich, schwachsinnig und kontraproduktiv". Was Dussmann betreibe, sei ein Musterbeispiel für Kultursponsoring. Die Kulturverwaltung sorge dafür, dass auch noch der letzte Spender vergrault werde. "Dussmann gibt nur Geld für Projekte, mit denen er sich identifizieren kann, und stopft keine Haushaltslöcher", betonte Greiner gestern. Überhaupt werde der Senat in Zukunft keine Mäzene finden, wenn diese nicht bestimmen dürften, wofür ihr Geld verwendet wird. "Wir haben Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der Berliner Kulturverwaltung. Sie hat kein Geld und ist unfähig, mit Spendern umzugehen."

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