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Berlin: East-Side-Gallery: Die Renovierung endete mit Strafanzeige - Als eine Künstlerin ihr Bild erneuerte, rief ein Kollege die Polizei

"Das ist der Gipfel", schimpft einer der Künstler der East-Side-Gallery, "es hätte tausend Möglichkeiten gegeben, das ohne Polizei zu klären." Während die Sanierung von Berlins berühmtem Mauerstück, das mit Gemälden von über hundert Künstlern bemalt ist, in den ersten Tagen reibungslos über die Bühne zu gehen schien, droht jetzt erneut Streit in der Riege der Mauerkünstler.

"Das ist der Gipfel", schimpft einer der Künstler der East-Side-Gallery, "es hätte tausend Möglichkeiten gegeben, das ohne Polizei zu klären." Während die Sanierung von Berlins berühmtem Mauerstück, das mit Gemälden von über hundert Künstlern bemalt ist, in den ersten Tagen reibungslos über die Bühne zu gehen schien, droht jetzt erneut Streit in der Riege der Mauerkünstler. Wie berichtet, hatte ein in Frankreich lebender Maler sich bereits vor zwei Wochen beschwert, dass sein Bild ohne seine Zustimmung entfernt worden sei. Am vergangenen Dienstag kam es vor Ort zu einem weiteren Eklat, der mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung endete.

Die Berliner Künstlerin Sabine Krämer-Schramm war an diesem Tag zur Mauer gefahren, um ihr verblasstes Bild "Peanuts" mit frischer Farbe zu versehen: "Ich wollte es neu malen, weil es so hässlich aussah." Dazu meldete sie sich bei dem Wachschutz, der aufpassen soll, dass niemand die fertig sanierten Mauerstücke beschmiert. Der ließ sie zunächst gewähren, weil ihr Bild sich ohnehin nicht auf den wiederhergestellten 300 Metern befindet - die für ihre private Restaurierungsaktion erforderliche Genehmigung der Denkmalbehörde hatte Krämer-Schramm allerdings nicht.

Ausgerechnet als Kani Alavi, der Vorsitzende der Künstlerinitiative, einige Stunden später davon erfuhr, rief der Wachschutz die Polizei. "Das ist eine Person, die da rangegangen ist, ohne uns zu fragen", begründete Alavi gestern die Aktion. Diese "Person" aber ist seit Jahren Mitglied jener Künstlerinitiative, dessen Vorsitzender er ist. Laut Alavi gehört das Bild ohnehin nicht zur East-Side-Gallery: Es sei nicht authentisch, weil es nicht 1990, sondern erst sechs Jahre später entstand. Krämer-Schramm sieht das anders: "Ich vermute, er will mich da einfach nicht haben." Die Konflikte innerhalb der Künstlergruppe sind nicht neu: Auch in der Vergangenheit kam es zu Querelen. So traten drei der ursprünglich vier Vorstandsmitglieder der Initiative nach Unstimmigkeiten 1997 zurück, nur Alavi blieb übrig.

Die Anzeige wegen Sachbeschädigung dürfte für Sabine Krämer-Schramm keine weiteren Konsequenzen haben. Beim Landesdenkmalamt, das bei Beschädigungen an der Mauer Gutachten erstellen muss, will man nicht weiter gegen die Künstlerin vorgehen: Mit mutwilligen Beschädigungen sei ihr Vorgehen "nicht vergleichbar."

Johannes Metzler

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