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Die Polizei sichert Teile der East Side Gallery während einer Pressekonferenz von Mitgliedern der Gruppe "Mediaspree versenken!" und verschiedener Berliner Clubs.

© Stephanie Pilick / dpa

East Side Gallery: Eine Frage der Umsetzung

Künstler und Clubbetreiber protestieren gegen den Abriss einzelner Mauerstücke der East Side Gallery. Direkt an der Spree sollen zwei Immobilien entstehen. Der grüne Bezirksbürgermeister Franz Schulz versuchte, sie zu verhindern - und scheiterte.

Der Ton wird rauer: Als die Organisatoren einer Pressekonferenz gegen die geplante Zerstückelung der East Side Gallery am Dienstag am Gelände des ehemaligen Oststrandes ankommen, versperren Polizisten den Weg. Der Grundstückseigentümer, der hier einen Luxus-Wohnturm bauen lassen will, hat den Protestierern kurzerhand Hausverbot erteilt, weil sie mit einer Besetzung des Geländes gedroht hätten. Was bleibt, ist ein improvisiertes Pressegespräch, direkt an der Mühlenstraße, zwischen donnerndem Verkehr und einem röhrenden Stromgenerator.

Seitdem bekannt wurde, dass Teile aus der East Side Gallery herausgelöst werden und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden sollen, regt sich Protest. Die Mauerteile müssen weichen, weil die geplante Brommybrücke über die Spree an die Mühlenstraße angeschlossen werden soll, zudem soll ein Fluchtweg aus dem Parkgelände zwischen Spree und Mauer geschaffen werden. In den Augen der Kritiker ist jedoch der an dieser Stelle geplante Luxus-Neubau „Living Levels“, ein Wohnturm mit 63 Metern Höhe, der eigentliche Grund für den Durchbruch der Mauer.

Gallery-Retter und Clubbetreiber Sascha Disselkamp hat für den Abbau einzelner Mauerstellen kein Verständnis: „Hier waren Selbstschussanlagen, an diesem Ort sind Menschen gestorben. Hier jetzt Luxuswohnungen hinzubauen ist so, als würde man auf der Museumsinsel eine Tankstelle errichten.“ Auch Kani Alavi, Vorsitzender der Künstlerinitiative East Side Gallery, warnt vor einer Umsetzung einzelner Mauerteile: „Wir sehen darin eine Zerstörung des Kunstwerkes, da kann man sie auch gleich ganz abreißen.“ Nach Ansicht der Organisatoren seien Bundesregierung und Unesco in der Pflicht, sich gegen die drohenden Umbauten einzusetzen. „Die East Side Gallery gehört zum kulturellen Erbe und muss erhalten bleiben“, sagt Robert Muschinski von „Mediaspree versenken“.

Franz Schulz, grüner Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, sieht kaum noch Möglichkeiten, die Bebauung zu verhindern. Den öffentlichen Druck „hätte man im Sommer 2012 gebraucht“ als es darum ging, dem Bauherrn ein alternatives Grundstück anzubieten. Jetzt sei sogar davon auszugehen, dass die 1,3 Kilometer lange Gallery sogar an zwei Stellen durchbrochen werde. Denn neben dem Hochhaus soll ein etwa100 Meter breiter Riegelbau entstehen, der ebenfalls einen Durchbruch der Mauer erfordert. Dafür müsse laut Schulz eine jetzt schon bestehende Lücke auf insgesamt 10,8 Meter erweitert werden. Gemeinsam mit dem Durchbruch an der Brommybrücke werden so insgesamt über 30 Meter aus der East Side Gallery entfernt. Und der Bauherr? Maik Uwe Hinkel, der den 63-Meter-Turm für gut 30 Millionen Euro bauen lässt, will auch „zukünftig mit Interessierten über unser Projekt“ diskutieren.

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