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Demonstranten haben sich vor der East Side Gallery eingefunden. In einer Nacht und Nebel-Aktion wurden die umstrittenen Bauarbeiten am Mittwochmorgen fortgesetzt. Eine sechs Meter breite Lücke klafft nun zwischen den Mauerstücken.

© dpa

East Side Gallery: Unser Liveblog: Der Protest geht weiter - an der Mauer und am Roten Rathaus

Der Abbau von Mauerteilen an der East Side Gallery wurde heute fortgesetzt. Demonstranten, Politiker und der Investor melden sich zu Wort - sowie am Ende auch wieder David Hasselhoff. In unserem Liveblog können Sie die Ereignisse des Tages nachlesen.

Die umstrittenen Abrissarbeiten an der East Side Gallery sind gegen fünf Uhr am Mittwochmorgen fortgesetzt worden. Bauarbeiter haben vier Mauersegmente entfernt - dabei ist eine sechs Meter breite Lücke entstanden. Auch hinter der Mauer wird mit Baggern und Bohren gearbeitet. Die Polizei kam mit einem Großaufgebot an Beamten und Dutzenden Einsatzwagen zur East Side Gallery - und war auf Proteste vorbereitet. Während anfangs kaum Demonstranten an der Mauer waren, wurden es schließlich immer mehr. Morgen soll der Protest vor das Rote Rathaus getragen werden. Hier unser Liveblog zu den Ereignissen an der East Side Gallery.

15.10 Uhr: Und am Ende meldet sich auch David Hasselhoff wieder zum Mauerabbau zu Wort, per Kurznachrichtendienst Twitter: "Es ist ein trauriger Tag, an dem die Kräne kamen und mehrere Stücke aus der Mauer rissen und damit auch das Gedenken an diejenigen, die dort starben", schrieb der amerikanische Schauspieler und Sänger. Und weiter: "Danke den 86.000, die die Petition unterschrieben haben. Es scheint, dass Geld und Bulldozer mehr Macht haben als Demokratie."

14.40 Uhr: Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Berliner Linken, Katrin Lompscher, findet, dass Bezirk und Senat das Vorgehen des Investors nicht hinnehmen dürfen. Die Genehmigung müsse ausgesetzt und ein Baustopp verhängt werden, um Klarheit über das weitere Vorgehen herzustellen.

14.10 Uhr: Vor der East Side Gallery werden die Demonstranten selbst zur Attraktion. Mehrere Touristen fotografieren einen jungen Mann mit Piercing, der ein Schild mit der Aufschrift "Was bildet ihr euch ein, verlogenes Gesindel" in die Höhe hält. Zwei amerikanische Touristinnen lichten sich lieber selbst vor der Mauer ab. Eine von ihnen - die 21-jährige Maggy - hat von der Debatte um die East Side Gallery trotz internationaler Berichterstattung noch nie etwas gehört, beurteilt den Abriss aber spontan als "keine gute Idee."

13.40 Uhr: Hasselhoff ruht noch, doch ansonsten ist Twitter schon warmgelaufen. Unter den Hashtags #EastSideGallery und #SaveEastSideGallery ist wieder der eine oder andere interessante Tweet zu finden - vor allem auch auf Englisch. @bijlinberlijn etwa hat beobachtet, dass trotz der Abbauarbeiten derzeit mehr Menschen mit Reiseführern als mit Protestplakaten an der Mauer stehen. ‏@ssodonn merkt an, dass der Mauerbau einst im Schutze der Nacht begann und dass der Abbau jetzt demselben Muster folge.

13.25 Uhr: Jetzt berichtet auch die BBC auf ihrer News-Seite über die neuerlichen Mauerarbeiten in Berlin - unter der Überschrift "Historisches Stück der Berliner Mauer unter Protest entfernt" und mit besonderem Blick auf die große Polizeipräsenz. Andere englischsprachige Medien, wie die "Washington Post" oder die "Seattle Times" fokussieren sich auf das frühmorgendliche Vorgehen des Investors und sprechen in ihren Überschriften von einer "Pre-dawn operation", einer Aktion vor Sonnenaufgang.

13.00 Uhr: Das Bündnis "East Side Gallery retten" will nun alle Unterstützer für eine Demonstration am Donnerstagnachmittag mobilisieren. Um 16 Uhr soll vor dem Roten Rathaus eine Kundgebung stattfinden.

12.30 Uhr: Senatssprecher Meng meldet sich erneut zu Wort: "Wir hatten seit Wochen das Gefühl, dass Herr Hinkel auch mit dem Gedanken spielt, Fakten zu schaffen. Deshalb haben wir dem Investor auch sehr deutlich gemacht: Wir gehen davon aus, dass keine Bagger bestellt werden, solange Konsensgespräche angesetzt sind. Bis gestern Abend dachten wir, dass er sich daran hält."

12.15 Uhr: Wenn das The Hoff wüsste! Aber der schläft wahrscheinlich noch. Der vermeintliche Maueröffner und East-Side-Gallery-Retter sowie fleißige Twitterer David Hasselhoff hat sich jedenfalls noch nicht zur neuen Lage in Berlin zu Wort gemeldet. Sein letzter Tweet von gestern Abend lässt allerdings auf weitere Kampfeslust schließen: "Let's do it again" schrieb der US-Schauspieler und -Sänger über den Kurznachrichtendienst, garniert mit einem Bild seines legendären Mauerauftritts von 1989, seinem finest moment. Auch die internationale Presse, die sonst hart am Thema bleibt, wird gerade erst wach. Ende der Ruhe vor dem neuen Sturm?

12.00 Uhr: Etwa 50 Demonstranten stehen in Grüppchen vor dem Durchbruch und am Informationsstand der Initiative "Mediaspree versenken". Die Touristen machen unbeeindruckt von dem Trubel ihre Bilder von der Mauer.

11.45 Uhr: Der Senat will weiter mit dem Investor verhandeln. Dem Vernehmen nach soll es noch vor den Feiertagen ein Gespräch beim Regierenden Bürgermeister geben.

11.30 Uhr: Der Investor stellt klar: "Die Mauerteile sollen nach Beendigung der Bauarbeiten wieder in die bestehende 'Hinterlandsmauer' eingefügt werden." Zudem sei das Ganze "keine Nacht- und Nebelaktion gewesen", sagte der Sprecher von Investor Maik Uwe Hinkel dem Tagesspiegel. "Die maßgeblichen Stellen wurden informiert." Polizeisicherung sei angefordert worden wegen der Proteste nach der ersten Maueröffnung. Die aktuelle Mauerlücke werde solange aufbleiben, wie gebaut werde und möglicherweise noch länger, wenn kein Kompromiss zur Erschließung der Grundstücke gefunden werde. "Wir sind weiter offen für andere Lösungen. Wir verhandeln aber schon seit vier Wochen und sehen aktuell nicht, dass sich der Bezirk in irgendeiner Form bewegt", so Hinkels Sprecher.

10.50 Uhr: Ein Antikonflikt-Team der Polizei ist eingetroffen. In gelben Warnwesten wollen sie für Fragen zur Verfügung stehen und das Gespräch mit verärgerten Demonstranten suchen.

10.45 Uhr: Antje Kapek, Fraktionsvorsitzende der Berliner Grünen äußert sich. "Der Baufortschritt an der East Side Gallery, bei dem der Investor derzeit geltendes Baurecht wahrnimmt, lässt kein Warten mehr zu. Für ein Gelingen der Verhandlungen wäre es dennoch zuträglich, dass der Senat größere Verhandlungsbereitschaft zeigt und der Investor an der Mauer vorerst keine weiteren Fakten schafft", schreibt sie in einer Pressemitteilung.

10.40 Uhr: Einige Dutzend Menschen, darunter auch Pressevertreter, haben sich mittlerweile an der Mauer versammelt. Eine Touristengruppe mit 20 Amerikanern skandiert in gebrochenem Deutsch: "Die Mauer muss bleiben."

10.00 Uhr: Der Senat zeigt sich von der Abrissaktion überrascht. Senatssprecher Richard Meng sagte dem Tagesspiegel: "Es ist ein Affront gegen alle, die einen tragbaren Kompromiss suchen. Kein Zeichen der Kooperationsbereitschaft, leider."

9.50 Uhr: Polizisten entfernen die rot-weißen Absperrgeländer, die vor dem Abriss des Mauerteilstücks aufgestellt wurden, doch die Zugänge zur Baustelle hinter der Mauer sind noch immer mit Mannschaftswägen der Polizei gesichert.

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