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Neue Töne. Auch Campino, der Sänger der toten Hosen, erhält einen Klassikpreis.

© Carstensen/dpa

Echo Klassik: Große Gala für große Stimmen

Im Konzerthaus wird an diesem Sonntag der „Echo Klassik“ verliehen – mit vielen Stars.

Bei der Verleihung des „Echo Klassik“ wird nicht so viel Brimborium gemacht wie bei vielen anderen Ereignissen. Fest steht aber, dass auf die Besucher der Verleihung von Deutschlands höchster Musikauszeichnung ein wahrer Festschmaus wartet. Die Liste der Preisträger enthält viele der wichtigsten Protagonisten der internationalen Klassikszene. Und auch die Laudatoren können sich sehen lassen. Die Lobrede auf den zum „Sänger des Jahres“ auserkorenen Countertenor Philippe Jaroussky wird die große Barock-Liebhaberin und Bestseller-Autorin Donna Leon halten. Als „Sängerin des Jahres“ wird Anna Netrebko ausgezeichnet. Sie bekommt ihre Trophäe von Barbara Schöneberger. Als Moderator tritt zum dritten Mal Thomas Gottschalk an. Hinter der Bühne agiert Stargeiger David Garrett als Online-Reporter, spricht mit den Preisträgern und erzählt, was da los ist. Zu erleben ist das über echo.zdf.de. Im ZDF ist das Ereignis, das an diesem Sonntag am Nachmittag beginnt, ab 22 Uhr zwei Stunden lang zu sehen. Da werden natürlich nicht alle 22 Kategorien zum Zuge kommen können.

Ganz bestimmt gehört aber die Auszeichnung für Campino zu den TV-Momenten; der Frontmann einer Punkband ist nicht gerade der geborene Empfänger für einen Klassik-Preis. Gemeinsam mit dem Bundesjugendorchester bekommt er die Auszeichnung für die Aufnahme von Prokofjews „Peter und der Wolf“ in der Kategorie „Klassik für Kinder“.

Auch der Lebenswerk-Echo für den Pianisten Alfred Brendel wird im Fernsehen eine Rolle spielen. Die Laudatio für den 85-jährigen will Staatsministerin Monika Grütters übernehmen. Bereits seit 1994 verleiht die Deutsche Phono-Akademie, das Kulturinstitut des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), den Echo an klassische Künstler und will damit immer auch junge Talente fördern. Für den BMVI-Geschäftsführer Florian Drücke haben die „unterschiedlichsten Genres und Epochen, große Besetzungen und Solisten, weltbekannten Stars und spannenden Nachwuchskünstler nachhaltig beeindruckende Beiträge zur Musikkultur geleistet“. ZDF-Intendant Thomas Bellut sieht im Konzerthaus den idealen Ort für die Zeremonie, weil es für einen der wichtigsten Termine im internationalen Klassik-Kalender eine ausgezeichnete Akustik mit stilvollem Ambiente verbindet.

Zu den Zielen gehört auch die Popularisierung der Klassik. So wird die Gewinnerin des Preises für die „Solistische Einspielung“ im Fach Klavier, Khatia Buniatishvili, vom Frontsänger der britischen Popgruppe Coldplay, Chris Martin, laudatiert. Und die Musiker von „German Brass“ bekommen den Echo als „Ensemble des Jahres“ von dem Schauspieler William Cohn überreicht. Und weil keine Preisverleihung ohne emotionale Höhepunkte auskommt, gibt es auch noch ein rührendes Wiedersehen. Vor 20 Jahren sang Andrea Bocelli zusammen mit Sarah Brightman zum Karriereende von Henry Maske die Hymne „Time to say Goodbye“. Am Sonntag will der frühere Boxer dem italienischen Tenor den Echo in der Kategorie „Klassik ohne Grenzen“ überreichen. Dafür gibt es auch einen Auftritt des Sängern. Rund 1000 Gäste können live dabei sein im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.

Bleibt eine Frage: Warum kommen so viele sinnfreie Preisverleihungen auf die guten Sendeplätze um 20.15 Uhr, während ausgerechnet ein solch eindrucksvolles Feuerwerk an musikalischen Höhepunkten auf den späten Abend verbannt wird? Da könnte der Popularisierung doch noch ein effektvoller Schubs gegeben werden.

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