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Edzard Reuter startete nach seiner Jugend im Exil eine beeindruckende Karriere in der deutschen Wirtschaft.

© Kai-Uwe Heinrich

Edzard Reuter zum 90. Geburtstag: Der Mann, der den Potsdamer Platz schuf

Ein Stuttgarter als Ehrenbürger Berlins: Ex-Daimler-Chef Edzard Reuter setzte nach dem Mauerfall den Wettbewerb für den Potsdamer Platz durch. Jetzt wird er 90 Jahre alt.

Kann sich jemand, der seit einem halben Jahrhundert in Stuttgart lebt und dort Karriere machte als Chef eines schwäbischen Weltunternehmens, aus voller Überzeugung und mit glühendem Herzen als Berliner bezeichnen?

Edzard Reuter kann, Edzard Reuter darf das, denn er hat unendlich viel für diese Stadt getan und ganz im Geiste seines Vaters, des legendären Regierenden Bürgermeisters, auf diese Stadt geblickt und ihre Sorgen und Hoffnungen geteilt.

Wenn er heute, an seinem 90. Geburtstag, im Glückwunschschreiben Michael Müllers liest, dass die Berlinerinnen und Berliner stolz auf ihren Ehrenbürger im fernen Stuttgart sind, weiß er, dass dies keine Girlande, sondern wahr ist.

Flucht vor den Nazis, Kindheit in Ankara

Edzard Reuters Eltern waren Sozialdemokraten, die Mutter Sekretärin beim „Vorwärts“, der Vater Stadtrat für Verkehr in Berlin, dann Oberbürgermeister von Magdeburg. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten emigrierte die Familie mit dem fünfjährigen Sohn in die Türkei und lebte bis 1946 im Exil in Ankara – eine Zeit, an die Edzard Reuter voller Rührung zurückdenkt.

Wie eng die emotionalen Bindungen an dieses damals musterhaft demokratische Land noch heute sind, wurde im vergangenen Sommer deutlich, als er und seine Frau Ehrengäste einer Film-Uraufführung in der Akademie der Künste am Hanseatenweg waren.

Der Streifen mit dem Titel „Edzard mit den blonden Haaren und den Storchenbeinen“ – eine Anspielung auf ein Spottgedicht türkischer Spielkameraden des jungen Edzard – verband an jenem Julitag viele in Berlin lebende Menschen mit türkischen Wurzeln in der Hoffnung, dass dort hoffentlich bald wieder jene Freiheit herrschen würde, in der die Reuters ihre Exiljahre verbracht hatten.

Schleyer stand hinter ihm

Von 1987 bis 1995 war Edzard Reuter, wie seine Eltern SPD-Mitglied, Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG. Dort wollte man ihn, den Sozialdemokraten, zunächst überhaupt nicht haben. Erst Hanns Martin Schleyer, der Personalvorstand, setzte 1964 seine Anstellung durch.

Da Reuter in den Jahren des Mauerfalls und danach an der Spitze des Unternehmens stand, konnte er den internationalen Wettbewerb zur Bebauung des verödeten Areals am Potsdamer Platz und das große materielle Engagement von Daimler-Benz dort durchsetzen.

Über eine gemeinsam mit seiner Frau geführte Stiftung ehren die Reuters bis heute alljährlich im Liebermann-Haus am Brandenburger Tor Menschen, die sich um die Völkerverständigung verdient gemacht haben.

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