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Das Wasserbecken, rund drei Hektar groß, soll auch für Wassersport-Veranstaltungen genutzt werden.

© Simulation: promo

Ehemaliges Berliner Flughafengelände: Naturschützer wollen See auf dem Tempelhofer Feld verhindern

Es wird geschimpft, es wird gezofft: Naturschützer wollen den künstlichen See in Tempelhof verhindern. Und rufen dazu auf, das Volksbegehren zu unterstützen.

Die Auseinandersetzung um die Entwicklung auf dem Tempelhofer Feld könnte bald die Gerichte beschäftigen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND bereitet eine Klage gegen die Baugenehmigung für das Regenwasserauffangbecken vor. „Wir prüfen eine einstweilige Verfügung“, sagte BUND-Sprecherin Carmen Schultze. Die Stellungnahme der Naturschutzverbände sei in der Baugenehmigung nicht berücksichtigt worden. Außerdem sei das Becken als ökologische Ausgleichsmaßnahme ungeeignet.
Dem widerspricht die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. „Das Becken ist nach ökologischen Gesichtspunkten geplant“, sagte Sprecherin Petra Rohland. Die Einwände der Naturschützer seien sehr wohl in die Baugenehmigung eingeflossen. In wenigen Wochen werde mit dem Bau des Beckens begonnen.
Am Dienstagabend hatten die Gegner der Feldbebauung auf einer Diskussionsveranstaltung teils lauthals ihren Protest bekundet. Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) verteidigte erneut die geplanten Quartiere. Im ersten Bauabschnitt am Tempelhofer Damm würden ausschließlich städtische Wohnungsbaugesellschaften und Genossenschaften zum Zuge kommen. Von Luxuswohnungen könne also keine Rede sein.

Becken soll elf Millionen Euro kosten

Naturschützer wollen das Feld vor allem als Biotop und Kaltluftquelle erhalten. Das Becken sowie die geplanten Aufschüttungen für einen Rundwall würden den ökologischen Wert des Feldes schmälern, glaubt Schultze vom BUND. „Das Becken wird zum Untergrund abgedichtet. Es wird nur eine relativ kleine Versickerungsfläche geben.“ Dort würden große Wassermengen versickern, was die Filterwirkung des Bodens beeinträchtige. Durch die Aufschüttung am Rundweg fielen zudem Brutplätze für die Feldlerche weg.

Die Senatsverwaltung will mit dem Becken vor allem Geld für die Einleitung des Regenwassers vom riesigen Dach des Flughafens in die Kanalisation einsparen. Das Becken selbst soll elf Millionen Euro kosten, knapp fünf Millionen davon kommen aus EU-Mitteln. Das Becken wird den Plänen zufolge 500 Meter lang und bis zu 120 Meter breit sein. Die offene Wasserfläche von rund drei Hektar soll auch für Wassersport-Veranstaltungen genutzt werden. Als Badesee, wie von vielen Anrainern gewünscht, eignet sich das Becken allerdings nicht.

Käme die Klage des BUND durch, wäre die erste konkrete Baumaßnahme auf dem Feld gestoppt. Das könnte den Gegnern Auftrieb geben, die derzeit Unterschriften für einen Volksentscheid gegen die Bebauung sammeln. In den ersten vier Wochen kamen rund 30 000 Unterschriften zusammen. Bis zum 13. Januar müssen 174 000 Unterstützer gefunden werden, damit die nächste Stufe des Volksbegehrens erreicht wird. Der BUND ruft dazu auf, das Volksbegehren zu unterstützen.

Für Senator Müller entwickelt sich der Konflikt um das Tempelhofer Feld immer mehr zur politischen Schicksalsfrage. Bekommen die Gegner weiter Zulauf, schwinden die Chancen, dort 4000 Wohnungen und die Zentral- und Landesbibliothek zu bauen. Müller bestreitet viele Diskussionsveranstaltungen zum Feld persönlich, um für seinen Kompromissvorschlag zu werben. Die ursprünglichen Pläne sind unter dem Druck der Öffentlichkeit in den benachbarten Bezirken Neukölln und Tempelhof-Schöneberg schon erheblich abgespeckt worden. Die Internationale Gartenschau musste bereits nach Marzahn ausweichen, und das Columbiaquartier im Norden des Feldes ist im Masterplan nur noch als „Potenzialfläche“ ausgewiesen.
Die Grünen in Tempelhof-Schöneberg möchten die Zahl der Wohnungen weiter reduzieren. Auch die Zentral- und Landesbibliothek erscheint ihnen im Flughafengebäude besser aufgehoben als in einem Neubau am S-Bahnhof Tempelhof. Die Bibliotheksleitung führt indes ihre Werbekampagne für den Neubau fort. Als prominente Fürsprecher treten vor allem SPD-Politiker auf, neuerdings Walter Momper und der Fraktionschef im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier.

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