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Ehrenmordprozess: Verteidiger beantragt Freispruch

Im Prozess um den Mord an Hatin Sürücü hat die Verteidigung für einen der angeklagten Brüder des Opfers Freispruch beantragt.

Berlin - Der Anwalt des 26-jährigen Angeklagten sagte vor dem Berliner Landgericht, dass sein Mandant als religiöser Mensch auf gar keinen Fall den Tod seiner Schwester gebilligt habe.

Die 23-jährige Hatin Sürücü war im Februar des Vorjahres auf der Straße erschossen worden. Der Fall hatte bundesweit Aufsehen erregt. Die Brüder sollen ihre Schwester getötet haben, weil ihnen deren westlicher Lebensstil nicht passte und sie die Familienehre verletzt sahen. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen gemeinschaftlichen Mordes lebenslange Haft für die 25 und 26 Jahre alten Angeklagten gefordert.

Der jüngste, inzwischen 20 Jahre alte Bruder, soll nach dem Willen der Anklagebehörde eine Jugendstrafe von neun Jahren und acht Monaten bekommen. Zur Tatzeit war er 18 Jahre alt. Er hatte in dem Prozess die Bluttat allein auf sich genommen. Das Urteil wird am 13. April erwartet.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hatte der jüngste Angeklagte das von den drei Brüdern gefällte Todesurteil vollstreckt, der Älteste soll die Waffe besorgt haben. Dafür gebe es keine Beweise, sagte der Verteidiger. Allein auf die Aussagen der Kronzeugin und früheren Freundin des 20-Jährigen könne kein Urteil gestützt werden.

Der 24. Verhandlungstag hatte mit einem Gedenken begonnen. Die Vertreterin der Nebenklage war am Mittwoch von einem Lastwagen erfasst und getötet worden. Anwältin Gracielle Sievers hatte zehn Jahre Haft für den jüngsten Angeklagten und Freisprüche für seine Brüder gefordert. Die Verteidigung hatte bereits für den 25-jährigen Angeklagten auf Freispruch plädiert. Am 7. April wird das Plädoyer für den 20-Jährigen erwartet. (tso/dpa)

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