zum Hauptinhalt
Rechtzeitig fertig. Schlüsselübergabe fürs neue Flughafengebäude Tegel 1974 mit Architekt Meinhard von Gerkan, dem Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz und BFG-Direktor Robert Grosch (von links).

© Foto: Sticha/Ullstein

Ehrung für Robert Grosch: Ex-Flughafenchef in Tegel erhält Architekturpreis

Robert Grosch war langjähriger Flughafenchef in Tegel. Jetzt bekam er den Architekturpreis Nike.

Früher war nicht alles besser. Die Flughäfen schon. „Alles glatt gelaufen, in fünf Jahren haben wir den Bau von Tegel kostengetreu hingelegt“, erinnert sich Robert Grosch, Berlins langjähriger Flughafenchef. Und weil Tegel als Vorzeige-Airport galt und immer noch viele Architektur-Fans ins Schwärmen geraten, wenn sie das Hexagon mit Tower erblicken, bekam Grosch am Samstagabend in Karlsruhe vom Bund Deutscher Architekten einen Preis verliehen, die Nike, Kategorie „Klassik“, zusammen mit den Flughafen-Architekten Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg.

Tegel hat diese drei Herren berühmt gemacht, vor allem letztere. Grosch blieb meist im Hintergrund, wenn es um die öffentliche Würdigung des „Flughafens der kurzen Wege“ ging. In der Jury habe er nicht gesessen, sagt Grosch, der gelernter Bauingenieur ist. Er war für die „Vorprüfung“ der 68 Wettbewerbsentwürfe zuständig, musste begutachten, ob sie alle geforderten Parameter einhielten. Aber anfreunden konnte er sich gut mit dem kompakten Entwurf der jungen Architekten. Man gehörte zur selben Generation: Grosch ist Jahrgang 1931, Gerkan 1935. „Wir haben wundervoll zusammengearbeitet. Wenn etwas nicht in Ordnung war, kam am nächsten Tag ein neuer Entwurf auf den Tisch.“ Dennoch gab es schon damals Widerstand gegen den Bau. „Die Lärmgegner haben mich bedroht.“

Grosch hat nur Lob für die Alliierten in Berlin übrig

450 Millionen Mark kostete der Flughafenbau, so hätten es auch die Planer ausgerechnet, erzählt Grosch. Fünf Millionen Passagiere sollte der Flughafen bewältigen können. Weil es damals kaum internationale Flüge gab und niemand auf die Idee kam, das eingemauerte West-Berlin könne mal ein europäisches Drehkreuz werden, wollten Bauherr Grosch und sein Architekt Gerkan vor allem den Fluggästen nach Westdeutschland das Reisen erleichtern. „Es sollte schnell zum Flugzeug gehen, damit die Passagiere nicht länger am Boden brauchen als in der Luft.“

1969 ging es los mit dem Bauen. Den Spaten zum offiziellen Baustart am 12. Juni hat Grosch noch zu Hause stehen. „Es gab nur zwei Spaten, den anderen hat der französische Stadtkommandant mitgenommen.“ Die Franzosen waren ja die eigentlichen Hausherren am Flughafen, hätten sich aber in die zivile Luftfahrt nicht eingemischt. Grosch hat nur Lob für die Alliierten in Berlin übrig, mit ihnen habe es immer ein gutes Verhältnis gegeben.Nur die alliierten Fluggesellschaften benahmen sich zunächst etwas zickig. Nachdem Tegel 1974 eröffnet hatte, blieben PanAm, Air France und British Airways einfach im angestammten Tempelhof. Das bereitete dem Senat erhebliche Kopfschmerzen. „Mit zehn Millionen Mark haben sie die Gesellschaften geködert“, erinnert sich Grosch, deklariert als Umzugshilfe. Grosch weiß noch genau, wie die Millionen unter den Gesellschaften aufgeteilt wurden. Mit Zahlen kann der Ingenieur immer noch unfallfrei jonglieren. Aus Spaß hat er mal zusammengerechnet, wie viele Passagiere in Tegel seit der Eröffnung durchgeschleust wurden: 385 Millionen.

Tegel fertigt inzwischen 21 Millionen Passagiere ab

Ursprünglich sollten in Tegel im Jahr 2,5 Millionen Fluggäste starten. Als die konkrete Bauplanung begann, habe man noch mal auf das Doppelte erhöht, sagt Grosch. Sehr weitsichtig, die damaligen Planer. Dass Tegel inzwischen 21 Millionen Passagiere abfertigt, kann Grosch kaum fassen. „Das ist ja ein furchtbares Durcheinander – nein, sagen wir besser: es ist proppevoll.“ Grosch möchte nicht mit Kritik an seinen Nachfolgern auffallen.

Davon gibt es ja inzwischen einige. Groschs amtierte ein Vierteljahrhundert. Und es hätten auch 27 Jahre werden können, wären da nicht diese Reibereien mit dem Aufsichtsrat gewesen, über die Grosch en detail nicht gerne sprechen möchte. Ging er eben mit 63 in Rente statt mit 65. Heute ist er 85, da spielt das keine große Rolle mehr. Die Auszeichnung, die Nike, kam für ihn recht spät und unerwartet. „Ich weiß gar nicht, ob man da eine Figur bekommt. Ich war ehrlich überrascht.“

Für den Flughafen Schönefeld, den er als Flughafenchef nach der Wende noch ertüchtigte und sanierte, bekam er jedenfalls keine Auszeichnung. Dass man sich damals, 1995, für den Ausbau von Schönefeld entschied statt für einen neuen Standort in Sperenberg, findet Grosch bis heute richtig. Sperenberg sei doch zu weit entfernt von Berlin. Die Frage, wie viel Zeit der Fluggast auf dem Boden verbringt, bevor er ins Flugzeug steigen kann, findet Grosch immer noch wichtig. Da macht ihm die fast täglich zugestaute Autobahn am Teltowkanal, dem Zubringer für Schönefeld, schon einige Sorgen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false