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Berlin: Ein Abend in der Arena

Nena, Pink und Paul Breitner: 53 000 Zuschauer feierten mit Pop, Sport und La Ola

„Fast olympisch.“ Johannes B. Kerner hatte ganz Recht. Die erste herausragende sportliche Leistung im gestern Abend wiedereröffneten Olympiastadion zeigte – Nena. Wie sie durchs Oval preschte, hüpfte, sich wand, auf dem blauen Laufband wälzte, Respekt. Und dann dabei auch noch singen, jedenfalls schien es so, vom „Leuchturm“ und von den „99 Luftballons“. Endlich wieder ein Höhepunkt an diesem streckenweise arg zähen Abend, das Publikum nun doch endlich ausgelassen, auch wenn es nicht immer mitsingen wollte. „OK, ihr kennt den Text nicht. Ihr seid zu alt“ – eine wie Nena darf sich so ein Spaß in Berlin erlauben.

Ach, es war ein wechselhafter Abend, im Stadion selbst wie auch daheim am Fernseher, wo das Fest auf RBB lief. Ein „Fest der Berliner Art“ hatte sich Bundesinnenminister Otto Schily zu Beginn des Abends gewünscht, und das hat er bekommen: ein stetes Auf und Ab zwischen Metropole und Provinz. Wobei man das ständige Hoch auf Berlin und seine Größe wohl eher dem Letzteren zuweisen muss.

Aber der Fackellauf der Veteranen des Stadions, das hatte was, das war nicht nur Beschwören verblichener Größe. Sportlergrößen wie Sprinter Armin Hary, Paul Breitner, WM-Torschütze von 1974, die Behindertensportlerin Marianne Buggenhagen oder – als Höhepunkt des Geschichtsreigens – Gina Henphill Owens und Julia-Vanessa Long, die Enkelinnen der Weitsprung-Kontrahenten von 1936, Jesse Owens (USA) und Luz Long (Deutschland).

Da hatte sich der Qualm endlich doch verzogen, der nach dem Countdown und dem ersten Feuerwerk des Abends lange unter dem Dach festhing. Für Fussballfeiern wie beim WM-Endspiel 2006 mag der neue Deckel prima sein, pyrotechnischer Gestank hält sich darunter lange.Aber das war sicher nicht der Hauptgrund, dass das Publikum sich erst langsam warm feierte. 76 000 Zuschauer passen rein, genau 53 212 waren es dann, die zusahen, wie Jim Avignons bunte Stadion-Hommage vor Ihnen entfaltet wurden, wie Karneval der Kulturen, britische Dudelsackpfeifer, die Footballer von Berlin Thunder und die Herthaner an ihnen vorbeizogen oder Fallschirmspringer aus der Nacht zu ihnen ins Stadion glitten, während unten Pink sang. Mit „Trouble“ hatte sie angefangen, im Stadion wegen Mikroproblemen kaum hörbar, wahrhaft unplugged. Aber bei „Me and Bobby McGee“ hat jeder gehört, was sie kann. Die geplante Blitzlicht-Welle hat leider nicht geklappt. Es flackerte mal hier, mal dort. Aber wer will sich schon La Ola vorschreiben lassen. Das machen die Zuschauer danach lieber spontan, und Daniel Barenboims Musiker spielen mit. So soll es sein. ac/AG

Nena wirbelte durch die neue Arena und sang Hits wie „Leuchtturm“ und „99 Luftballons“. Daniel Barenboim trat mit seinem „West Eastern Divan Orchester“ auf. Zuvor trugen die

Enkelinnen von Jesse Owens und Luz Long, der Olympiastars von 1936, die Fackel zum Olympischen Feuer.

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