zum Hauptinhalt

Berlin: Ein Bauzaun, der Geschichte erzählt

Kultursenator Flierl will am Checkpoint Charlie eine Fotogalerie um die beiden Brachen errichten lassen

Am Checkpoint Charlie kam bis 1989 alles zusammen: Tod an der Mauer, das Gegeneinander der Supermächte im Kalten Krieg, viel symbolische Politik. 1961 standen sich in der Friedrichstraße sowjetische und amerikanische Panzer gegenüber. Die Brutalität des Grenzregimes kostete in unmittelbarer Nähe des Übergangs zwei Männer das Leben. Fidel Castro besuchte als Staatsgast der DDR den Grenzübergang, Ronald Reagan soll provozierend die weiße Linie zwischen West und Ost überschritten haben. Vom 21. Juli an soll eine Galeriewand an die Geschichte des Ortes erinnern. Kultursenator Thomas Flierl (PDS) hat die Entwürfe am gestrigen Dienstag vorgestellt.

Auf rund 300 Metern Länge erinnern Fotos und Texte an einen Ort, auf dem sich persönliche Tragödien und Weltpolitik konzentrierten. Monica Geyler vom Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart, das in Flierls Auftrag die Fotoschau entworfen hat, spricht von zwei „Erzählungen“ auf der Galeriewand: Die eine berichtet in großformatigen Fotos, wie der Checkpoint von 1961 bis 1989 ausgebaut worden ist. Anfangs gab es dort nur ein Kontrollhäuschen, später eine neunspurige Abfertigungs-Anlage, die sich, Luftaufnahmen zeigen das, über hunderte Meter erstreckte.

Die zweite „Erzählung“ handelt von den teils spektakulären Fluchten, von den Einzelschicksalen, von den Wanderungsbewegungen aus der DDR in den Westen. Zwischen den Bildwänden finden sich Texte, die die Ereignisse am Checkpoint mit der internationalen Politik verbinden. Außerdem soll es auf sechs so genannten Vitrinen und zwei Internet-Terminals Hinweise auf Mauer- und Geschichtsmuseen – auch auf das nur wenige Meter entfernte Museum am Checkpoint Charlie – sowie auf die Gedenkstätte an der Bernauer Straße gegeben. Das Vorhaben wird laut Flierl mit 194 000 Euro aus dem Hauptstadtkulturfonds bezahlt, die Internet-Terminals finanziert als Sponsor die Firma Wall.

Noch ist nicht klar, was aus den beiden Brachen an der Kreuzung Friedrichstraße/Zimmerstraße wird, die die Galeriewände umgrenzen. Deshalb stellt die Galeriewand so etwas wie einen besseren Bauzaun dar. Laut Monica Geyler kann hinter dem Zaun gebaut werden – wenn einmal Investoren für die beiden Freiflächen gefunden sind. Flierl hat allerdings nach den Verhandlungen mit der Bankaktiengesellschaft Hamm, die die beiden Grundstücke verwaltet, keine Hinweise auf neue Investoren. Mit denen wäre über das 1992 juristisch gesicherte Recht des Senats zu verhandeln, eine Gedenkstätte oder ein Museen der Geschichte des Kalten Krieges an der Friedrichstraße einzurichten. Die „Belastbarkeit“ dieses Rechtes sei auch im Senat umstritten, sagte Flierl. Er hoffe auf Projektentwickler, die „sensibel“ mit den beiden Grundstücken umgehen. wvb.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false