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Berlin: Ein Buhmann von Adel

BVG-Chef Graf von Arnim ist seit einem Jahr im Amt – und macht sich als Sanierer bei seinen Mitarbeitern unbeliebt

Nein, „angekommen“ ist BVG-Chef Andreas Graf von Arnim bei „seinen“ Mitarbeitern noch nicht. Vor einem Jahr hat er seinen Job angetreten, wohl einen der schwersten Chefposten in Berlin. Doch als er vor kurzem bei einer Dienstversammlung den Mitarbeitern der Berliner Verkehrsbetriebe zurief: „Ich bin ein BVGer“, erntete er gellende Pfiffe. Er soll ja auch vor allem ein Sanierer sein. Und das ist mit dem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden – und mit Lohnverzicht bei den Mitarbeitern, die bleiben dürfen.

Von Arnim hat es bisher nicht geschafft, die Mitarbeiter von seinem Sanierungskonzept zu überzeugen. Dabei wiederholt der BVG-Chef seit Monaten den Spruch: „Wir haben 30 Prozent zu viel Personal, und die notwendigen 70 Prozent erhalten 30 Prozent zu viel Geld.“ Deshalb will von Arnim das Personal drastisch verringern. Sein Kurs wird vom Senat gestützt. Dort lobt man ihn – weil er sage, was schief geht und gegensteuere.

Von Arnim steht auch unter Druck, da er dem Senat Ende Oktober ein Konzept zur Rettung der BVG vorlegen muss. Der Betriebswirt war von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) zur BVG geholt worden. In seinem ersten Jahr hatte von Arnim auch zahlreiche Projekte vorgestellt – bis zur „Team AG“ für Mitarbeiter, die sich selbstständig machen sollten. Und auch den Fahrgästen hatte er viel versprochen. Doch weder der Kauf von Fahrscheinen noch die Fahrplanauskunft über das Handy sind bisher verwirklicht worden. Dafür lässt von Arnim an Projekten arbeiten, die nicht mit der S-Bahn abgestimmt sind. Dazu gehören der elektronische Fahrschein und der Verkauf von Tickets per Internet.

Beim Ausgeben von Geld hat von Arnim ohnehin nicht immer auf den Cent geachtet. Er stellte in den höheren Gehaltsgruppen neue Leute ein, deren Notwendigkeit umstritten ist. Für den Aufbau des neuen „Kommunikationsmanagements“ holte er die ehemalige Bahnsprecherin Anfried Baier-Fuchs ins Haus. Berater gehen bei der BVG ohnehin ein und aus. Auch von Arnim arbeitete einst für ein solches Unternehmen.

Bemängelt worden war auch die Dienstreise des Vorstands zu einem Kongress in Madrid. Auf Kritik war zudem ein zweitägiges Treffen von 70 Führungskräften in einem Hotel in Brandenburg gestoßen, wenn es auch die BVG insgesamt nicht ärmer machte.

Auf rund 700000 Euro Kosten blieb von Arnim jedoch bei dem von ihm initiierten Expressbus zum Flughafen Schönefeld sitzen. Er hatte ihn gegen den Rat von Experten eingeführt – jetzt wird die Verbindung mangels Nachfrage eingestellt.

Von Arnim will trotzdem bei den Mitarbeitern noch ankommen. Einmal im Monat plant er nun Treffen mit „seinen“ Leute auch außerhalb der Hauptverwaltung – zu Gesprächen von BVGer zu BVGer. Seinen Saniererkurs will er aber unbeirrt fortsetzen.

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