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Berlin: Ein DDR-Plan wird jetzt Wirklichkeit

Schon die Deutsche Reichsbahn wollte 1962 den Bahnhof Zoo vom Fernverkehr abkoppeln

Nur noch knapp eine Woche, dann hat die Deutsche Bahn im vereinten Berlin das geschafft, was der Deutschen Reichsbahn der DDR einst nicht gelungen war: Den Bahnhof Zoo vollständig vom Fernverkehr abzukoppeln. Am kommenden Sonntag wird, nach 122 Jahren, keiner der zuletzt 146 täglichen Fernzüge mehr im Bahnhof Zoo halten; der Bahnhof wird zur Regionalbahnstation. Immerhin stoppen dann noch 198 Züge des Nahverkehrs dort.

Die Reichsbahn der DDR wollte 1962 viel weiter gehen. Hätte sie sich damals durchgesetzt, wären durch die Fernbahnhalle gar keine Züge mehr gefahren; geblieben wäre lediglich die S-Bahn-Station.

Nach Zeitungsberichten von damals hatte das Verkehrsministerium der DDR kurz nach dem Mauerbau Pläne entwickelt, auch den Transitverkehr zwischen West-Berlin und dem Bundesgebiet um die eingemauerte Stadt herum zu leiten. Den Fernverkehr zu den im Krieg weitgehend zerstörten Kopfbahnhöfen, die im Westteil der Stadt lagen, hatte die Reichsbahn schon zu Beginn der 50er Jahre eingestellt.

Der im Eiltempo zu Ende gebaute so genannte Außenring, der West-Berlin in weitem Bogen auf dem Gebiet der DDR umging, machte es möglich, die Binnenzüge der DDR direkt nach Ost-Berlin, zu den Bahnhöfen Lichtenberg und Ostbahnhof, Baumschulenweg, Karlshorst und Schöneweide zu leiten.

Warum sollte dies dann nicht auch für die störenden Transitzüge möglich sein, hatten sich die Strategen im Verkehrsministerium nach den Berichten gefragt. Schließlich hätte man dann die aufwändigen Kontrollen an den Grenzbahnhöfen zu West-Berlin sparen können.

Die Transitzüge sollten wie die Binnenzüge der DDR West-Berlin auf dem Außenring umfahren und dann von Osten kommend im Bahnhof Friedrichstraße enden. Dort hätten die Fahrgäste die Züge verlassen und die ohnehin vorhandenen Grenzkontrollen zu Fuß passieren müssen. Die Weiterfahrt nach West-Berlin wäre dann mit der S-Bahn erfolgt, die auch aus der westlichen Stadthälfte bis in den Bahnhof Friedrichstraße fuhr und dort auf den Fernbahngleisen ihre Fahrt beendete. Die S-Bahnen aus Ost-Berlin fuhren damals in die heutige S-Bahn-Halle, die vom Fernbahnteil durch eine Stahlwand getrennt war.

Warum die Pläne nicht umgesetzt worden waren, lässt sich heute nicht feststellen. Es könnten die Berichte in den Zeitungen gewesen sein, die auch die Alliierten hellhörig gemacht hatten. Heute hat sich die Bahn nicht einmal von über 100 000 Unterschriften, die die ehemalige Pastorin Helga Frisch nach ihren Angaben für den weiteren Halt der Fernzüge im Bahnhof Zoo gesammelt hat, davon abhalten lassen, den Bahnhof vom Fernverkehr zu trennen. So ändern sich die Zeiten.

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