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Berlin: Ein erpresserischer Zug

Ein Arzt, der in der Liste der Anteilseigner genannt wird, empfindet Peter Grottians Initiative als „Unding“. Seine Patienten könnten ihn jetzt für kriminell halten, fürchtet der Mediziner.

Ein Arzt, der in der Liste der Anteilseigner genannt wird, empfindet Peter Grottians Initiative als „Unding“. Seine Patienten könnten ihn jetzt für kriminell halten, fürchtet der Mediziner. Als er seine Fonds Mitte der 90er gezeichnet habe, sei ihm dies als sicherste Form der zusätzlichen Altersversorgung erschienen. Der Gedanke, dass seine garantierten Zinserlöse nun zu Lasten des Berliner Landeshaushalts gingen, sei allerdings unangenehm. Er könne sogar die Forderung der Initiative verstehen, Anleger sollten aus sozialen Gründen auf ihre garantierten Einnahmen verzichten. Seine Rente aber wäre ohne die Erlöse aus dem Immobilienfonds zu niedrig. „Ich kann nicht darauf verzichten, das ist das Einzige, was ich habe“, sagt der Arzt.

Ein Wissenschaftsmanager wehrt sich dagegen, „mit denen in einen Topf geworfen zu werden, die den Prominentenfonds gezeichnet haben“. Bei seinem Fonds gehe es um Immobilien, die zu 99,8 Prozent vermietet und entsprechend einträglich seien. Folglich schadeten seine Zinseinkünfte auch nicht dem Land Berlin. Die Form des Protests gegen die Bankgesellschaft, der Politologe Grottian gewählt hat, lehnt der Wissenschaftler entschieden ab. Eine Liste mit Fondszeichnern zu veröffentlichen, habe „einen erpresserischen Zug“. Unter anderen Bedingungen sei es auch für ihn denkbar gewesen, „auf bestimmte Dinge zu verzichten, um der Stadt zu helfen“.

Ein Pfarrer sagt, für seinen 1992 aufgelegten Fonds gebe es „gar keine Garantien“. Im Gegenteil: „Im Fondsprospekt wird seitenweise auf die Risiken hingewiesen.“ Tatsächlich sei seine Rendite von einst 7,5 Prozent auf vier Prozent gesunken.

Ein Verwaltungsbeamter betrachtet die Fondspolitik der Bankgesellschaft durchaus als „kriminell“. So seien defizitäre Immobilien in den Fonds verschoben worden Die unüblichen Ertragsgarantien seien ebenfalls unverantwortlich gewesen. „Aber dass ein Kunde da zugreift, ist doch normal“, sagt der Beamte, der 30 000 Mark angelegt hat. Er kritisiert, dass Grottian „die gutgläubigen Anleger“ anprangere, aber nicht den Mut habe, die Verursacher anzugreifen. Sollte auch sein Privathaus Ziel der angedrohten „Spaziergänge“ werden, „wird Herr Grottian feststellen, dass ich in einer bescheidenen Doppelhaushälfte lebe“. Amory Burchard

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