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Berlin: Ein-Euro-Jobs lassen auf sich warten

Wohlfahrtsverbände beklagen langsame Bearbeitung in einigen Bezirken – aber es gibt auch Lob

Mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen hat für die Berliner Wohlfahrtsverbände der Einstieg in die Vermittlung von Ein-Euro-Jobs begonnen. Während manche darüber klagen, dass die Behörden mit der Bewilligung der Zusatzjobs für Langzeitarbeitslose nicht hinterherkommen, zeigen sich andere Sozialverbände überrascht, wie schnell die von ihnen geplanten gemeinnützigen Tätigkeiten von den Arbeitsgemeinschaften in den Jobcentern genehmigt werden, die sich aus Mitarbeitern der bisherigen Arbeits- und Sozialämter zusammensetzen.

„Wir haben einige Hundert Jobs gemeldet – aber die Behörden kommen mit der Bewilligung nicht nach“, klagt Andreas Kaczynski von der Caritas. Von mehr als 20 Kreisen in Berlin und Brandenburg, in denen der katholische Wohlfahrtsverband Ein-Euro-Jobs anbieten möchte, hätten sich bislang erst zwei Kreise gemeldet. Langfristig will die Caritas rund 500 Jobs anbieten, darunter zum Beispiel Beschäftigungen im Caritas-Laden „Carisatt“ für Bedürftige in Königs Wusterhausen. „Die Bearbeitung kommt nur schleppend voran“, sagt auch Erich Kotnik, Sprecher des Diakonischen Werks.

Wie schnell die Anträge der Verbände auf Zusatzjobs bearbeitet werden, ist von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich, hat Anneliese Geesen von EJF-Lazarus, dem Zusammenschluss des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerks und der Diakoniestiftung Lazarus, beobachtet. „Während wir in Reinickendorf schon Verträge über 30 Plätze für ergänzende Betreuungs- und Pflegejobs haben, versucht die Arbeitsgemeinschaft in Mitte immer noch, sich zu sortieren.“

Bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo) hingegen hat man gute Erfahrungen mit dem Start in die Ein-Euro-Jobvermittlung gemacht. „Es läuft extrem unkompliziert und weniger ausufernd als bei den alten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen“, sagt Raimund Rilling von der Firma Job Office, die für die Awo die Ein-Euro-Jobs organisiert. 400 Stellen will die Awo langfristig für Berlin anbieten, beantragt sind die Zusatzjobs aber erst in zwei Bezirken.

Die Fördermittel der Bundesagentur für Arbeit, die die Wohlfahrtsverbände nun beantragen, sollen den Stundenlohn von ein bis zwei Euro sowie die Vermittlungskosten decken. Da Ein-Euro-Jobs keine Arbeitsplätze verdrängen dürfen, könne die Prüfung etwas dauern, sagt Ellen Queisser von der Arbeitsagentur Nord. Auch müsse die Agentur beachten, dass die Jobs so über das Jahr verteilt werden, dass man im späteren Verlauf noch Angebote habe. „Ein-Euro-Jobber dürfen auf keinen Fall Tätigkeiten übernehmen, die reguläre Beschäftigte machen könnten“, sagt Olaf Möller, Sprecher der Regionaldirektion. Die Job-Center müssten immer prüfen, ob die Jobs neben den Kriterien der Gemeinnützigkeit und des öffentlichen Interesses auch den Punkt der Zusätzlichkeit erfüllen. Darauf hatten sich Arbeitsagenturen, Wirtschaftsverwaltung und Kammern geeinigt. Nicht korrekt sei es, Ein-Euro-Jobber etwa als Möbelpacker einzusetzen wie jetzt bei einem Umzug im Neuköllner Bezirksamt. „Dies wäre eine Aufgabe für eine Spedition gewesen“, sagte Möller.

Wer einen Ein-Euro-Job annimmt, erhält zum Stundenlohn die vollen Leistungen aus dem Arbeitslosengeld II für Lebensunterhalt und Unterkunft (Miete, Heizkosten). Damit kann ein Empfänger von Arbeitslosengeld II über 850 bis 1000 Euro netto im Monat verfügen. Lehnt man den Zusatzjob ab, kann die Unterstützung gekürzt werden.

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