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Berlin: Ein freundlicher Abschied Der Vivantes-Chef geht – die Kritik ist verstummt

Freundliche Worte gehören zu einem offiziellen Abschied dazu. Und so bekam auch Wolfgang Schäfer, bis zum Ende des Jahres noch Vorsitzender Geschäftsführer des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes, gestern so manches Lob zu hören.

Freundliche Worte gehören zu einem offiziellen Abschied dazu. Und so bekam auch Wolfgang Schäfer, bis zum Ende des Jahres noch Vorsitzender Geschäftsführer des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes, gestern so manches Lob zu hören. Doch als ein Festredner nach dem anderen – darunter Aufsichtsratschef Hartmann Kleiner und Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei) – von den Erfolgen Schäfers bei der Sanierung des Konzerns schwärmten, fragte sich mancher Beobachter: Warum eigentlich muss der Manager vorzeitig gehen? Denn sein Vertrag läuft noch bis Ende März 2006 – und hatte lange Zeit sogar Chancen auf eine Verlängerung.

Aber anders als es die gestrigen Reden im Festsaal des Vivantes-Klinikum Neukölln suggerierten, war man keineswegs nur zufrieden mit Schäfer, den der Senat 2001 von Kassel nach Berlin geholt hatte. Vor allem klagte man über die mangelnde Kommunikationsfähigkeit des heute 61-Jährigen. So hatte er Mitte 2003 noch versprochen, das Jahr mit einem Gewinn zu beenden. Kurz darauf stand der aus neun ehemals städtischen Kliniken bestehende Konzern kurz vor der Insolvenz. Die Rettung gelang nur, weil das Land die Altschulden des Unternehmens in Höhe von 230 Millionen Euro übernahm und die 13 000 Beschäftigten auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichteten. Und dann auch noch Rücksicht zu nehmen auf die Befindlichkeiten von Politikern, das war Schäfers Sache nie.

Trotzdem sind nun Zweifel zu hören, ob man mit Schäfer den Richtigen vor die Tür gesetzt hat. Denn er hat auch Erfolge vorzuweisen: Die Kosten sind seit 2001 um 250 Millionen Euro gesunken, das Personal hat Schäfer von 13 500 Vollzeitstellen sozialverträglich auf jetzt 9600 reduziert. 2004 fuhr das Unternehmen einen Gewinn von knapp fünf Millionen Euro ein. 2005 und 2006 soll ein Plus in ähnlicher Größenordnung unter der Bilanz stehen. Sind die freundlichen Worte zum Abschied auch als ein Stück Wiedergutmachung zu verstehen?

Über seine Zukunftspläne schweigt Schäfer. Nur soviel: Er wolle in Berlin bleiben und dem Gesundheitswesen erhalten bleiben . Von Ruhestand also keine Spur.

Schäfers Nachfolger Holger Strehlau-Schwoll, der zum 1. Januar vom Klinikum Wiesbaden an die Spitze von Vivantes wechselt, wird es jetzt wohl leichter haben. Er gilt als sehr kompetent, gleichzeitig aber auch als ein besserer Kommunikator als Schäfer.

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