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Berlin: Ein Gasthaus als Namensgeber: Reinickendorfs Ortsteil Waidmannslust wird 125

Hätte sich Ernst Bondick 1875 an seinen Auftrag gehalten und nicht versucht, selbst ein Geschäft zu machen, würde es Waidmannslust nicht geben. So kann der heutige Reinickendorfer Ortsteil an diesem Wochenende seinen 125.

Hätte sich Ernst Bondick 1875 an seinen Auftrag gehalten und nicht versucht, selbst ein Geschäft zu machen, würde es Waidmannslust nicht geben. So kann der heutige Reinickendorfer Ortsteil an diesem Wochenende seinen 125. Geburtstag feiern.

Eigentlich hatte Bondick der Witwe des Lübarser Bauern Knobbe nur eine Parzelle südlich des Hermsdorfer Fließes abkaufen sollen. Angesichts des günstigen Preises von nur acht Pfennig pro Quadratmeter lieh sich der Förster jedoch Geld und erwarb das gesamte zum Verkauf stehende Areal von 64 Morgen. Bondick spekulierte auf eine schnelle Ausdehnung Berlins in Richtung Norden und auf Gewinne aus dem späteren Weiterverkauf der Grundstücke. Zunächst einmal kostete Bondick diese Eigenmächtigkeit den Job. Denn eigentlich hatte er im Auftrag des Gutsbesitzers Leopold Lessing handeln sollen. Als der merkte, dass sein Förster ihn hintergangen hatte, schickte er ihm prompt die Kündigung. Bondick kümmerte das wenig, er eröffnete auf seinem neuen Grundbesitz ein mit Hirsch- und Rehgeweihen geschmücktes Gasthaus, dem er den Namen "Waidmannslust" gab. Doch der erhoffte Boom blieb zunächst aus. Es kamen auch nur wenige Gäste in das Restaurant, denn die Nordbahn aus Berlin rollte an Waidmannslust vorbei. Erst 1884 wurde hier eine Bedarfshaltestelle eingerichtet, die der Förster selbst bezahlen musste.

Erst nach der Ansiedlung eines Kurhauses und einer Lampenfabrik begann sich die Gegend zu entwickeln. Zwischen dem Tegeler Fließtal und Wittenau entstand eine zunächst noch zu Lübars gehörende Siedlung, die nach dem Gasthaus benannt wurde. Sie erhielt 1890 den Status einer Landhauskolonie. 1912 wurde die Königin-Luise-Kirche gebaut.

Letztlich hat sich die Hoffnung von Ernst Bondick erfüllt. Heute zählt der Reinickendorfer Ortsteil Waidmannslust rund 10 600 Einwohner. Zum 125. Geburtstag veranstaltet der Förderkreis für Kultur und Bildung in Zusammenarbeit mit dem Kunstamt eine große Jubiläumsfete. Gefeiert wird am morgigen Sonnabend von 11 bis 18 Uhr rund um den Dianaplatz. Dort präsentieren sich unter anderem Waidmannsluster Institutionen wie Schulen, Kirchen und Sportvereine. Dazu kommen ein Kunstgewerbemarkt und ein Aktionsprogramm für Kinder. Auch eine Bühne ist aufgebaut.

Auf dem Fest kann auch die vom Förderkreis zum Jubiläum herausgegebene Chronik des Ortsteils erworben werden. Sie wurde von Klaus Schlickeiser verfasst und trägt den Titel "Waidmannslust: Vom Wirtshaus zum Ortsteil Reinickendorfs". Zum Preis von 14 Mark gibt es zahlreiche Details und Fotos zur 125-jährigen Geschichte.

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