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Blutsverwandte. Die Deutsche Knochenmarkspenderdatei organisierte aus Anlass ihres 20-jährigen Bestehens ein Treffen von früheren Patienten mit jenen Menschen, deren Spende ihr Leben rettete. Foto: Davids/Ecken

© DAVIDS

Berlin: Ein geschenktes Leben

Geheilte Patienten trafen ihre Retter: Knochenmarkspender. Sechsjähriger wartet noch auf den Richtigen

Als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, steht Yvonne Märtens da, den Blick selbstbewusst nach vorn gerichtet. Die 23-jährige Geschichtsstudentin ist für ihre Verabredung aus dem Sauerland in den Hamburger Bahnhof gekommen – die ist allerdings noch etwas schüchtern. Maren, sieben Jahre alt aus dem mecklenburgischen Stavenhagen, vergräbt ihr Gesicht in den Armen ihrer Mutter, den braunen Teddy fest umklammert. Yvonne und Maren treffen sich heute zum ersten Mal. Sie sind genetische Zwillinge.

„Mit vier Jahren wurde bei unserer Tochter eine sehr seltene Immunkrankheit diagnostiziert“, sagt Frank Gust, Marens Vater. Drei Monate lang lag das Mädchen in der Charité, ehe Mitte Januar 2009 die Nachricht kam, dass ein Spender für eine Stammzellentransplantation gefunden worden sei: Yvonne. Heute ist Maren wieder völlig gesund und ihr Vater glücklich. „Es ist so toll, das sich Wildfremde bereit erklären zu helfen“, sagt Frank Gust sichtlich bewegt. „Sonst wäre Maren heute nicht hier.“

Genauso wenig wie die 24 anderen Patienten, die aus aller Welt angereist sind, um ihre Lebensretter zu treffen. Eingeladen wurden sie von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), die an diesem Wochenende ihren 20. Geburtstag feiert. Die 25 geheilten Patienten stehen stellvertretend für die 25 000 Menschen, denen die DKMS seit ihrem Bestehen geholfen hat.

„Als wir angefangen haben, gab es in Deutschland nur 3000 Freiwillige, die als Spender zur Verfügung standen“, sagt Peter Harf. Er gründete die Initiative 1991, weil seine Frau Mechthild an Krebs erkrankt war. Auch nach ihrem Tod machte Harf weiter. Mittlerweile ist die DKMS die größte Stammzellenspenderdatei der Welt. 2,4 Millionen Spender sind bei der DKMS registriert. Einer davon rettete Gemma Triboli aus Australien das Leben. Mit elf Jahren erkrankte die heute 24-Jährige an Leukämie, konnte aber dank einer Spende geheilt werden. Noch immer erinnert sie sich genau an den Moment, als ihr Arzt ihr mitteilte, dass ein passender Spender gefunden worden sei. „Vorher hatte ich noch nie etwas von der DKMS gehört“, sagt Triboli.

Professor Gerhard Ehninger ist genauso wie Harf ein Mann der ersten Stunde. Er lässt keinen Zweifel daran, dass noch immer großer Handlungsbedarf besteht. Denn „noch immer wartet jeder fünfte Leukämie-Patient vergeblich auf einen passenden Spender.“

Die DKMS veranstaltet daher heute den „Tag der Lebensspende“ und führt bundesweit Typisierungsaktionen durch – auch in Berlin. Jeder im Alter von 18 bis 55 Jahren kann sich in die Datei aufnehmen lassen, um so auch Aaron zu helfen, der im Mittelpunkt der Kampagne steht. Der sechsjährige Berliner ist an einer Vorstufe von Leukämie erkrankt und wartet auf eine passende Knochenmarkspende.

Vielleicht hat er ja auch soviel Glück wie Maren, die ihre Scheu vor ihrer Zwillingsschwester Yvonne inzwischen abgelegt hat. Yvonne macht kein großes Aufhebens darum, dass sie geholfen hat. Für sie ist das „doch ganz normal“.

„Tag der Lebensspende“, Axel-Springer-Passage, Markgrafenstraße 19a, von 11 bis 16 Uhr

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