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Berlin: Ein Kiez trauert um seinen Schuster

In Neukölln wurde der Schuhmacher Franz Q. in seinem Laden erstochen. Die Anwohner sind schockiert. Ob es ein Raubmord war, ist unklar

Die Blumensträuße, die vor der Eingangstür zum Schusterladen in der Emser Straße in Neukölln liegen, sind für Franz. Franz, so haben sie hier in der Straße den Schuhmachermeister Franz Q. genannt. Fast alle kannten ihn. „Haste schon gehört, was mit unserem Franz passiert ist?“, war gestern die Frage, die Anwohner, Stammkneipengänger und Kunden der Geschäfte in der Emser Straße bewegte. Der 68-Jährige wurde, wie berichtet, erstochen, das hat jetzt auch der Obduktionsbericht bestätigt. Dienstag fand ihn die Feuerwehr, die ein Bekannter gerufen hatte, mit zwei Stichverletzungen leblos in seiner Erdgeschosswohnung, die an den Laden grenzt.

Die Obsthändlerin im Geschäft nebenan ist noch immer geschockt; sie habe die halbe Nacht nicht schlafen können. „Wieso hat es denn nur jemand auf diesen netten Mann abgesehen?“, fragt sie. Dass es ein Raubüberfall gewesen sein könne, hält sie für wenig wahrscheinlich. „Er hatte doch nicht viele Einnahmen. Meist sind nur Stammkunden gekommen“, sagt sie. Doch man wisse ja nie. Sie jedenfalls fühle sich in ihrem Laden nun nicht mehr sicher. Auch die Kriminalpolizei kann bisher zum Tatmotiv nichts sagen. Klare Hinweise, dass es eine Raubtat war, gäbe es nicht, sagt der Leiter der 5. Mordkommission, Michael Hoffmann. Auch, ob es ein oder mehrere Täter waren, wird nicht verraten. Im Kiez erzählen sich die Leute, dass die Wohnung, in der Franz Q. tot lag, durchwühlt gewesen sein soll. Auch die Papiere und Autoschlüssel zu seinem schwarzen Audi fehlten. „Das kommentieren wir nicht“, sagt Hoffmann. Doch Q.’s Audi war die ganze Zeit vor seinem Laden geparkt. Die Spurensicherung, die auch gestern noch am Tatort arbeitete, hatte den Wagen am Dienstagabend beschlagnahmt.

Franz Q. betrieb seinen Laden seit 37 Jahren. Davor soll er mal in Schweden und auch in der Schweiz gelebt haben, erzählen sich die Gäste im Eiscafé, zwei Häuser neben dem Tatort. Mehrmals verheiratet sei der Schuster gewesen, doch die vergangenen Jahre habe er allein gelebt. Die Kinder, ein Sohn und eine Tochter, wohnen in Brandenburg. Franz, der hier im Café immer seinen Weinbrand getrunken hat, werde ihnen fehlen, sagen die beiden Wirtinnen.

Die Polizei bittet um Mithilfe. Hinweise können an Telefon 4664 911501 gegeben werden.

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