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Berlin: Ein Klassiker für die Revuen

Seit zehn Jahren ist Alexander Iljinskij Intendant des Friedrichstadtpalastes. 2004 hört er auf und wer dann weitermacht, steht jetzt fest: Thomas Münstermann, Operndirektor aus Osnabrück

Thomas Münstermann wird neuer Intendant des Friedrichstadtpalasts. Der bisherige Operndirektor aus Osnabrück wird Nachfolger von Alexander Iljinskij, der das Haus zum 31. Juli 2004 verlässt. Die Entscheidung für Münstermann traf der Aufsichtsrat des Friedrichstadtpalastes am Donnerstag.

Iljinskij macht mit dem Ende der laufenden Spielzeit Schluss. Er wird dann fast elf Jahre lang im Amt gewesen sein – und das sei genug, befand er. Nach seinem Rückzug will der heute 55-Jährige mehr schreiben. Derzeit arbeitet er noch an dem letzten Stück, das er für den Friedrichstadtpalast vorbereitet, „Hexen“ ist der Arbeitstitel. Derzeit läuft auf der Bühne die Weihnachtsrevue „Jingle Bells“. Iljinskij stammt aus Klingenthal im Vogtland, ist studierter Psychologe und leitet den Friedrichstadtpalast seit dem 1. Oktober 1993. Ein Jahr zuvor hatte ihn sein Vorgänger Julian Herrey wegen künstlerischer Differenzen aus dem Haus geworfen. Herrey war einst der Wunschkandidat des Kultursenators Roloff-Momin. Der Amerikaner kaufte Regisseure und Dramaturgen aus der ganzen Welt ein, die Shows im Friedrichstadtpalast verloren ihre lokale Anbindung.

Das war Iljinskij, damals Chefdramaturg im Haus, ein Dorn im Auge. Er, der in gleicher Funktion im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt gearbeitet hatte und zuvor am Nationaltheater Weimar war, wusste, dass so ein Konzept nicht zum Publikum des Friedrichstadtpalastes passte. Ein Publikum, dass er bestens kannte.

Er übernahm das Haus, als es in jeder Hinsicht am Boden lag. Zu den Shows auf Europas größter Revuebühne kamen immer weniger Zuschauer – zuletzt blieben zwei Drittel der Sitze leer. Schließlich platzte dem Kultursenator der Kragen, er holte Iljinskij zurück und machte ihn zum Chef. Der krempelte das künstlerische Konzept der Bühne um, machte aus der Truppe wieder ein funktionierendes künstlerisches Ensemble und schaffte es noch im ersten Jahr seiner Intendanz, dass die Auslastung des Theaters von 36 auf 63 Prozent stieg.

Heute erwirtschaftet der Friedrichstadtpalast nach eigenen Angaben rund 70 Prozent seines Haushaltes selbst. Darauf ist Alexander Iljinskij besonders stolz und führt die Zahlen immer dann vor, wenn er glaubt, die leichte Muse seines Hauses verteidigen zu müssen. Denn Kritik gibt es immer wieder ob der Senats-Zuschüsse. 6,8 Millionen Euro sind es noch heute, die aus dem Kulturetat des Landes jährlich in den Friedrichstadtpalast gepumpt werden.

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