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Berlin: Ein Kommen und Gehen

Immer mehr Wildschweine und Biber zieht es nach Berlin. Doch für Dohlen und Spatzen wird es schwierig

In Berlin geht es mitunter wild zu: Immer mehr Tiere wie Biber und Waschbären entdecken die Großstadt als Lebensraum. Weil in der Region vielerorts biologische Landwirtschaft betrieben wird, gedeihen zudem mehr Pflanzen und Kräuterarten – womit auch die Population von Käfern und Insekten zunimmt. Andererseits gibt es aber auch viele Tiere, die vor allem wegen der vielen Neubauten in der Stadt ihre Lebensräume verlieren: „Durch diese Glas-Beton-Fassadenbauten wie jene am Potsdamer Platz sind langfristig sogar Berlins Spatzen bedroht“, sagt Cord Riechelmann, Verhaltensbiologe und Autor aus Kreuzberg.

Noch fänden Spatzen in Mauerlöchern und unter Dachgiebeln genügend Nistplätze. „Aber in Paris und London ist ihre Zahl schon dramatisch reduziert“, sagt der 43-jährige Ornithologe und Experte für Großstadttiere. Mauersegler und Dohlen – eine kleine Rabenvogelart – vermehren sich Riechelmann zufolge schon jetzt seltener; die Berliner sollten deswegen in Privatinitiative Nistkästen aufhängen. Auch Saatkrähen sieht man nicht mehr so oft auf Wiesen und Feldern – aber aus anderem Grund. „Die kommen kaum noch aus Russland zum Überwintern nach Berlin. Wegen der Klimaerwärmung fliegen sie nur noch bis Polen.“

Doch es gibt auch Vogelarten, die man häufiger am Himmel sehen kann: Möwen fliegen auf die zahlreichen Müllkippen im Umland, Habichte brüten vermehrt in den Berliner Forsten. „Die Tiere haben sich an die Großstadtbedingungen angepasst und kommen mit weniger Platz aus“, sagt Riechelmann, „im Tiergarten etwa bauen sie Nester in Baumwipfeln viel enger beieinander als früher.“ Nebelkrähen und Elstern vertragen sich aber nicht auf engstem Platz – und tragen häufiger Revierkämpfe aus. Riechelmann: „Die Krähen plündern vielerorts Nester von Elstern, um sie zu vertreiben.“

Auch am Boden sieht man in der Stadt immer häufiger Wildtiere, weil sie seit dem Mauerfall überall in Parks in Gärten Futter finden: Wildschweine, Füchse, Marder. „Außerdem wird in der Stadt weniger als auf dem Land gejagt, auch deswegen nimmt die Population zu.“ Und am Tegeler See und am Müggelsee errichten sogar Biber ihre Bauten. kög

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