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Berlin: Ein Lied geht auf Reisen

Ein neuer Name, zwei Moderatoren und ein ehemaliger Busbahnhof als Veranstaltungsort: Am Freitag entscheidet sich in der Arena, wer Deutschland beim „Eurovision Song Contest“ in Istanbul vertritt

Sie sagt über ihn, dass er privat noch witziger sei als im Fernsehen. Und er sagt, sie sei die einzige Viva-Moderatorin, die er kennt. Sarah Kuttner und Jörg Pilawa werden am Freitag den Vorentscheid zum „Eurovision Song Contest“ moderieren. Dabei entscheidet sich, welche deutsche Band für die Bundesrepublik zum internationalen Finale nach Istanbul reist. Pilawa und Kuttner sagen bereits seit einiger Zeit nette Dinge übereinander. Anders ist das mit der Sendung, die sie moderieren sollen. Pilawa sagt, er habe den deutschen Vorentscheid im vergangenen Jahr gar nicht gesehen, Kuttner war zwar damals zwar selbst in Kiel – allerdings nur, weil sie von einer Zeitung als Gastreporterin eingeladen wurde.

Aber das ist ein Jahr her und inzwischen erinnert nur noch wenig an frühere Grand Prix. Jung und modern soll es jetzt zugehen. „Eurovision Song Contest“ nennt der für Deutschland zuständige Organisator und NDR-Unterhaltungschef Jürgen Meier-Beer den Wettbewerb deshalb nur noch. Und die Moderatoren passen genau ins Konzept. Pilawa, der schwiegersohntaugliche Hanseate, und Kuttner, die freche Viva-Göre aus Prenzlauer Berg. Und dann ist Meier-Beer bei der Planung des völlig neuen Wettbewerbs auf Berlin gekommen. „Berlin ist die Hauptstadt“, sagt Meier-Beer, „der richtige Ort, um einen Neuanfang zu unterstreichen.“ In den letzten Jahren hatte man neben Kiel aus Hannover und Bremen gesendet. Mit der Arena in Treptow habe man außerdem einen musikalisch renommierteren Ort gefunden. Der ehemaliger Busbahnhof habe die richtige Größe, außerdem sei er mit Backstage-Bereich im Glashaus und einem Original-Stück Berliner Mauer dort auch geschichtsträchtiger Ort. Die Arena-Betreiber freut es: „Der Song-Contest gehört zu den Highlights unseres Jahres“, sagt Sprecherin Lone Bech. Sie verweist auf die Nähe ihrer Halle zum Musik-Riesen Universal, der auf der anderen Spreeseite angesiedelt sei – und diese Nähe zur Musikindustrie ist tatsächlich wichtiger geworden für den Contest.

Die Plattenfirmen nominieren die Bands, außerdem müssen – dieses Jahr zum ersten Mal – die Musikvideos auf dem Clip-Kanal Viva zu sehen sein. Ob der Vorentscheid jetzt dauerhaft in Berlin stattfinden wird, darüber will Meier-Beer noch nichts sagen. „Wir entscheiden nach der Sendung“, sagt er. „Alles ist möglich. Bisher sind wir sehr zufrieden.“

Das neue Regelwerk des Song Contest hat eine Teilnahme für Schlagersänger und unbekannte Newcomer fast aussichtslos gemacht. Dafür geht jetzt aber „Mia“ an den Start. Die Berliner Band wird neben Soul-Pop-Sänger Laith Al-Deen, der Techno-Band Scooter, Sabrina Setlur, der Boygroup Overground, Techno-DJ WestBam und der Rockgruppe Wonderwall um ein Ticket in das internationale Finale in Istanbul singen. Über eine Platzierung in den Top 40 Charts qualifizierte sich gestern Abend auch der Sänger „Maximilian“ noch. Er hatte ein Casting in der Fernseh-Show von Stefan Raab gewonnen. „Mia ist mein Favorit“, sagt Sarah Kuttner ganz klar. „Viele haben es verdient zu gewinnen“, sagt Jörg Pilawa diplomatisch.

Die Karten für den Vorentscheid in der Berliner Arena in Treptow (S-Bahn Treptower Park) sind ausverkauft. Karten gibt es noch für die Generalprobe am Freitag um 15 Uhr (an allen Vorverkaufsstellen). Die ARD überträgt die Show am Freitag, 19. März, live ab 20.15 Uhr. Mehr Informationen und aktuelle Berichte über die Proben im Internet unter www.eurovision.de. Informationen zur Endausscheidung in Istanbul am 15. Mai ebenfalls im Internet unter www.eurovision.tv. Die ARD übertragt auch hier live, am 15. Mai ab 20.15 Uhr.

Juris Lempfert

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