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Berlin: Ein Paradies für Mörder

Pfarrer Seeger spricht über biblische Verbrecher und die US-Piloten von Hiroshima

Am Anfang war die Feige. Der Spandauer Pfarrer Olaf Seeger wollte im Sommer über Bibelthemen sprechen, „die man sonst ignoriert“. Mit den Früchten in der Bibel fing er an. Nach dem Gottesdienst gab es die ThemenFrüchte zu essen, man kam ins Gespräch. Die Feigen, sagt Olaf Seeger, habe er saisonbedingt gewählt, doch es sprach sich herum, dass in Gottesdiensten der Weinbergkirchengemeinde im Sommer ungewöhnliche Geschichten zur Sprache kamen. So hat er über die Geschichte von Susanna im Bad gepredigt, nun geht es um „Räuber, Mörder und Ganoven“.

Olaf Seeger weiß, dass man die Leute irritieren muss, um sie ins Grübeln zu bringen. „Der erste, der mit Jesus ins Paradies kommt, ist ein Mörder“, sagt der wuchtige Mann ganz leicht dahin – das ist sein Einstieg in eine Folge von fünf Predigten, in der es nicht um die kriminologischen Aspekte der Bibel gehen wird, sondern um Schuld. Denn der „Schächer“, der neben Jesus am Kreuz hing, hat im Tod seine Sünden bereut und Jesus gebeten, an ihn zu denken. Und Jesus hat ihn getröstet. Wer sucht, der findet schon in der Bibel manche Gestalt, die in eine moralische Grauzone gehört. König David zum Beispiel erscheine uns heute wie ein Held, sagt Seeger. Doch da habe es diese Geschichte mit Bathseba gegeben, der Frau eines Untergebenen, die David wollte.

Schuld und Sühne – je genauer man hinsieht, desto schwieriger kann es werden. Deshalb will sich Seeger auch mit den amerikanischen Bomberpiloten Paul Tibbets und Claude Eatherly befassen, die am Abwurf der Atombombe über Hiroshima beteiligt waren. Der eine hat nie an der Richtigkeit seines Einsatzes gezweifelt, der andere ist an seinen Schuldgefühlen krank geworden. Auch Tibbets und Eatherly stehen für Seegers Sommerthema, den „persönlichen Umgang mit Schuld“. Was er denkt, liegt nahe – „das Bekennen hilft letztendlich wahrscheinlich mehr“. Schon diese Formulierung zeigt, dass in Seegers Überlegungen jeder Zweifel an eindeutigen Urteilen zu seinem Recht kommen wird. wvb.

13. Juli, Laurentiuskirche Heerstraße 367: Im Paradies mit Verbrechern zusammen?; 20. Juli, Kirche Pichelsdorf, Jaczostraße 52: David – ein Verbrecher auf dem Thron; 27. Juli, Laurentiuskirche: Scheiterhaufen fürs Mordbrennerpärchen; 17. August, Pichelsdorf: Störtebeker – Gottes Freund und aller Welt Feind?; 24. August, Laurentiuskirche: Claude Eatherly – Little Boy und die Folgen. Beginn jeweils 10 Uhr.

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