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Berlin: Ein Privatweg trägt jetzt den Namen des Kämpfers für die sozialen Rechte von Schauspielern

Als "Onkel Franz" ist Martin Rickelt den Zuschauern der ARD-Fernsehserie "Lindenstraße" bestens bekannt; nur wenige dürften allerdings wissen, dass sein Vater Gustav (1862 bis 1946) maßgeblichen Anteil am Bau der Künstlerkolonie Wilmersdorf hatte und 1927 den Grundstein legte. Seit gestern nun erinnert der zuvor namenlose "Gustav-Rickelt-Weg" zwischen Kreuznacher Straße und Südwestkorso an den langjährigen Präsidenten der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GdBA).

Als "Onkel Franz" ist Martin Rickelt den Zuschauern der ARD-Fernsehserie "Lindenstraße" bestens bekannt; nur wenige dürften allerdings wissen, dass sein Vater Gustav (1862 bis 1946) maßgeblichen Anteil am Bau der Künstlerkolonie Wilmersdorf hatte und 1927 den Grundstein legte. Seit gestern nun erinnert der zuvor namenlose "Gustav-Rickelt-Weg" zwischen Kreuznacher Straße und Südwestkorso an den langjährigen Präsidenten der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger (GdBA). Da es sich um einen Privatweg handelt, müssen die Anwohner ihre Postadressen nicht ändern. An der kleinen Namensgebungsfeier nahm Martin Rickelt natürlich teil, ebenso wie der heutige Genossenschafts-Präsident Hans Hertlein. CDU-Bezirksbürgermeister Michael Wrasmann würdigte Gustav Rickelts Kampf um soziale Rechte für Künstler.

Tatsächlich hatte der Schauspieler, der am Deutschen Theater unter Otto Brahm spielte und 1914 an die Spitze des Berufsverbandes gewählt wurde, im Jahr 1919 den ersten Tarifvertrag für Bühnenkünstler durchgesetzt. Damit entfielen einige Missstände und unwürdige Arbeitsbedingungen: Die Bühnen wurden endlich dazu verpflichtet, den Schauspielern die nötigen historischen Kostüme kostenlos zur Verfügung zu stellen. Anders als zuvor gab es nun auch Honorare für die Vorproben vor Beginn eines Engagements. Zudem strich man den so genannten Probemonat: Die Bühnenleiter durften ein bereits engagiertes Mitglied nicht mehr innerhalb von vier Wochen einfach wieder wegschicken.

Die Idee, "gute und bezahlbare Wohnungen für Künstler" zu schaffen, die hell, luftig und geräumig sein sollten, brachte Rickelt 1924 auf. Drei Jahre später begannen die Bühnen-Genossenschaft und der "Schutzverband Deutscher Schriftsteller" mit dem Bau der insgesamt 669 Wohnungen rund um den heutigen Ludwig-Barnay-Platz nach Plänen des Architektenbüros Paulus & Sohn. Die meisten Wohnungen haben zwei bis drei Zimmer und sind 50 bis 100 Quadratmeter groß. Zur damals noch ungewöhnlichen Grundausstattung gehören Diele, Küche, Bad und Balkon. Auch Rickelts Familie zog in die Siedlung ein.

Die Genossenschaft veräußerte ihre Anteile an der Künstlerkolonie 1955 zwar an die Wohnungsbaugesellschaft Gehag, behielt aber ihr Belegungsrecht, nach dem Angehörige des Berufsverbands bei der Wohnungsvergabe "bevorzugt behandelt werden". Daran hat sich bis heute nichts geändert, obwohl es einen weiteren Eigentümerwechsel gab und die Siedlung im Januar 1996 von der Viterra AG übernommen wurde. Das Unternehmen gehört in Berlin unter anderem auch zu den Investoren auf dem Kreuzberger Schultheiss-Gelände, das zum neuen Standort der Berlinischen Galerie werden soll.

Für die Viterra betonte gestern der Leiter der Unternehmensabteilung Politik und Verbände, Christian Schneider, dass der Charakter der Wohnanlage auch in Zukunft gewahrt bleiben solle: Das Ziel laute, "die langjährige Tradition der Kolonie als Heimstatt der Berliner Künstler zu sichern".

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