zum Hauptinhalt

Berlin: Ein riesiges Rad gedreht

Ex-Spreepark-Betreiber Norbert Witte in Berlin verhaftet: Im Karussell soll er 181 Kilo Kokain geschmuggelt haben

Norbert Witte ist wieder im Lande – und sitzt in Untersuchungshaft. Der ehemalige „Spreepark“-Betreiber, der vor zwei Jahren mit seiner Flucht nach Peru Schlagzeilen gemacht hatte, versuchte sich als Drogenschmuggler: Er soll versucht haben, gleich 181 Kilogramm Kokain – versteckt in einem alten Karussell – , von Peru nach Deutschland zu verschiffen. Das bestätigte Justizsprecher Björn Retzlaff. Wittes Sohn Marcel, 23, soll dem 48-Jährigen bei dem Deal geholfen haben. Am Mittwoch ist er in Berlin gefasst worden, nachdem das mit Kokain bestückte Karussell von Polizisten durchsucht worden war. Wittes Sohn sitzt seitdem in Peru in Untersuchungshaft.

Am Donnerstag haben Beamte des Bundeskriminalamtes dann Norbert Witte in Reinickendorf festgenommen. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hatte Verdacht geschöpft und war auf das illegale Geschäft mit dem weißen Pulver gestoßen. Woher die Hamburger Staatsanwaltschaft den Tipp hatte, wollte Retzlaff gestern „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht sagen.

Die verprellten Schausteller und zurückgelassenen Gläubiger werden sich jetzt wohl die Hände reiben: Statt 350 Quadratmeter Wohnfläche für 900 Dollar Miete unter der südamerikanischen Sonne muss Witte sich jetzt mit simpler Knast-Tristesse zufrieden geben.

Im Januar 2002 war Norbert Witte mit dem „Spreepark“ Pleite gegangen und hatte sich samt Familie mit Geisterbahn, Riesenrad und anderen Fahrgeschäften nach Peru abgesetzt. 15 Millionen Euro Schulden, das Riesenrad und 140 verärgerte Gläubiger ließ er zurück. Angeblich war es der Parkplatzmangel, an dem Witte nach eigener Aussage mit dem Rummelplatz im Plänterwald gescheitert war. Schließlich sei ein Freizeitpark ohne Parkplätze „wie ein Hafen ohne Wasser“, hat Witte im August vergangenen Jahres getönt.

Da war Witte, so urplötzlich wie er verschwunden war, nach Berlin zurückgekehrt , „um einige Dinge geradezurücken“ und sich als neuer „Spreepark“-Betreiber ins Spiel zu bringen. Kein Wunder, war er doch mit seinem Kinderpark in Perus Hauptstadt Lima gnadenlos gescheitert: Wie man hörte, wurden überhaupt nur ein Karussell und eine kleine Achterbahn aufgebaut, Besucher kamen kaum.

Doch die Notarin beim zuständigen Insolvenzverwalter, Ingrid Theisinger-Schröder, fand Wittes Auftreten „unverschämt und unpassend“. Neben den potenziellen „Spreepark“-Investoren wie dem französischen Unternehmen Grévin & Compagnie oder dem Stuttgarter Schausteller Rolf Schmidt war Witte kein ernst zu nehmender Mitbewerber. Auch die Kopenhagener Tivoli-Gruppe interessiert sich für den Standort. In die Kritik geriet erst kürzlich Parlamentspräsident Walter Momper (SPD): Die Grünen mutmaßten, dass er im Auftrag des französischen Investors „Widerstände im Senat“ beseitigen sollte, damit der Freizeitpark im Plänterwald errichtet werden kann. Im Zuge der Diskussion beschlossen alle Fraktionen, dass das ganze „Spreepark-Verfahren“ transparent gestaltet werden müsse.

Zur Startseite